Das Jahr 2021 hat begonnen und die Pandemie ist noch nicht bezwungen. Ein absehbares Ende ist trotz aller Bemühungen nicht in Sicht. Daher haben wir eingeladen, mit uns und anderen Menschen Momente der Hoffnung zu teilen. Auf die Frage: "Haben Sie in letzter Zeit etwas erlebt oder erfahren, was Ihnen Hoffnung gegeben hat?" kamen Antworten, die wir an dieser Stelle nach und nach veröffentlichen wollen (5. Folge)
Auf dem Hof der Hoffnung für die Männer „Dom Luis Herbst“ in Mâncio Lima hatten wir bis jetzt in den 10 Jahren 384 Personen, davon haben insgesamt 79 das ganze Jahr durchlaufen und ihr Diplom bekommen. Im Moment sind wir mit 37 Männern ausgebucht. - Auf dem wesentlich kleineren und mit drei Jahren Existenz jüngeren "Hoffnungshof Maria Magdalena" für die Frauen hier in Cruzeiro do Sul waren es 46 Personen mit 21 Kindern, zwei der Frauen beendeten ein Jahr und erhielten ihr Diplom als „Botschafterinnen der Hoffnung“ (Pater Herbert Douteil, Missionar in Brasilien).
Ende des Jahres haben wir beschlossen zu heiraten, weil wir einander brauchen und gut füreinander sorgen. Ganz unromantisch haben wir uns aber auch für die Ehe entschieden, damit ich im Falle einer extremen Verschlechterung des Zustandes meines Mannes, er ist leider im fortgeschrittenen Stadium an Morbus Parkinson erkrankt, für ihn einstehen und Entscheidungen fällen kann, falls er nicht mehr in der Lage dazu ist. Seit dem 20.01.2021 sind wir verheiratet. Das ist für mich ein großes Zeichen der Hoffnung in dieser schrecklichen Pandemie, in der wir Menschen, die wir die Nähe des anderen suchen, ihm nur mit Abstand begegnen dürfen (Susanne Arntz (62 Jahre) und ihren Mann Ingo (79 Jahre)
So schlimm die Pandemie ist, sie hat mir gezeigt, dass es andere und langsamere Wege geben muss. Ich telefoniere jeden Sonntag mit einer Freundin. Vor der Pandemie haben wir immer zusammen Kaffee getrunken und miteinander geredet, wenn wir uns zufällig getroffen haben. Jetzt haben wir regelmäßig Kontakt. Man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, weil vieles nicht geht.
Im Gespräch mit einer 91- jährigen, an Covid 19 erkrankten Dame, die in einem Pflegeheim lebt: Es gibt Tage, an denen sie hohes Fieber hat und den ganzen Tag über nicht wach und ansprechbar ist, jedenfalls nicht fähig, das Telefon abzunehmen. Zwischendrin geht es
dann wieder mal für einige Stunden besser, wir sprechen über die Einsamkeit in dieser Situation, über das Sterben, über das, was uns allen früher oder später bevorsteht.
Sie sagt: ich habe keine Angst, es gibt ein Kirchenlied, den Text kann ich jetzt nicht mehr genau sagen; sie summt mir mit ihrer schwachen, brüchigen Stimme eine rhythmische
Melodie vor, ich erkenne das Wort Zuversicht, das Lied ist mir nicht bekannt (nach 43 Jahren gregorianischem Choral). Von einem befreundeten Kirchenmusiker gut beraten finde ich es dann:
Meine Hoffnung und meine Freude,
Meine Stärke, mein Licht,
Christus, meine Zuversicht.
Auf dich vertrau ich
und fürcht mich nicht,
Auf dich vertrau ich
und fürcht mich nicht. ein Gesang aus Taizé, im Gotteslob Nr. 365Wenn das kein Moment der Hoffnung ist, dann weiß ich nicht, worauf oder auf wen wir unsere Hoffnung setzen könnten!? (Sr. Benedikta)
Hoffnung gibt einer Leserin, dass sie Zeit findet, sich auf Wesentliches zu konzentrieren und in die Tiefe zu gehen:
„Ich will Verse von Psalmen auswendig lernen... Immer nur zu Gehör gebracht und sie nur wieder zu erkennen, reicht mir nicht mehr, habe ich mir gedacht; ich möchte, nach und nach, viele und immer mehr einige zitieren können. Damit habe ich nun begonnen und freue mich an deren sprachliche Gestaltung, rhythmischen Fluss...Das habe ich nun schon gemerkt nach dem ersten Angang ...“