Zum 6. Fastensonntag
Der Auferstandene sagt nicht mehr: „Fürchtet euch nicht!“, sondern: „Der Friede sein mit euch!“ Er schenkt uns Frieden, aber es ist ein anderer Friede als die Welt ihn gibt, es ist „sein“ Friede: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (Joh 14,27).
Worin liegt der Unterschied? Es ist wohl zu einfach gedacht, wenn wir seinen Frieden als einen geistigen inneren Frieden im Gegensatz zu einem äußeren Frieden sehen. Auch die Welt sucht inneren Frieden und erlangt ihn mit spirituellen oder psychologischen Methoden durchaus auch immer wieder einmal. Jesus dagegen verspricht gar nicht das Aufhören jedes äußeren und inneren Kampfes. nicht umsonst trägt er Namen „Josua“ („Jesus“ ist die griechische Form dieses Namens), d.h. denselben Namen wie der Anführer des Volkes Israel bei der Eroberung des heiligen Landes. Er verspricht uns auch nicht ungestörte innere Ruhe, wohl aber das Aufhören von Unruhe und Verzagtheit.
Worin besteht der Friede, den Jesus gibt? Er besteht darin, dass wir für Zeit und Ewigkeit wissen, wohin wir gehören, nämlich zum Weinstock, der er selber ist. Wir sind die Reben an diesem Weinstock (vgl. Joh 15,5) oder, wie er uns wenig später ohne Bild sagt: Wir sind seine Freunde, die nicht mehr auf der Suche nach Halt in der Welt umherirren müssen, sondern durch ihn wissen, wer der Vater ist und was er will (vgl. Joh 15,15). Und: Wir müssen nicht mehr fürchten, dass unser Leben fruchtlos ist und letztlich im Nichts versandet, sondern er hat uns Fruchtbarkeit zugesagt (vgl. Joh 15,16). Vertrauen wir dieser Verheißung.