Aktuelles

Tagebuch (4)
„Und führe uns nicht in Versuchung“. Für mich selbst sehe ich im Moment vor allem die Versuchung, in Selbstmitleid zu verfallen, um mich selbst zu kreisen, zu jammern und empört zu denken, dass mir das alles doch gar nicht zustoßen darf. Verwöhnte Mitteleuropäer, die wir sind, meinen wir, wir hätten das Recht auf ein sorgenfreies, geschütztes Leben. Dabei gibt es auf der Welt - Corona-Krise hin oder her - auch noch ganz andere Sorgen:
- die Menschen in Ostafrika, die vom Hungertod bedroht sind
- die unbegleiteten Kinder in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln
- die Menschen im Jemen, in Syrien und Haiti...
Sicher, für viele von uns ist die Situation eine große Herausforderung. Üben wir uns in der Tugend der Tapferkeit!
In Mariendonk lernen wir Tag für Tag zu schauen, was dran ist. Im Moment ist unsere Paramentennäherei gefordert, denn auf Bitten einer befreundeten Ärztin werden dort nicht mehr Meßgewänder genäht, sondern Mundschutze. Manchmal kommt mir das alles wir ein Traum vor, aus dem wir gleich aufwachen werden, aber ich fürchte, es ist die Realität. Nochmal: Üben wir uns in der Tugend der Tapferkeit!
 

Tagebuch (3)
Gestern sagte eine alte Mitschwester, in ihr kämen Erinnerungen an den Krieg hoch: die Angst, das ständige Gefühl der Bedrohung, die Hilflosigkeit. Ich denke, das wird vielen älteren Menschen so gehen. Und wir anderen, die nie einen Krieg erlebt haben, erfahren jetzt zum ersten Mal eine solch existentielle Bedrohung, die nicht nur einzelne, sondern alle trifft. Das zwingt uns, das zu leisten, was die Psychologen „Trauerarbeit“ nennen, denn wir müssen uns von ganz vielen Wünschen, Projekten und Plänen trennen. Reisen, Feste, Konzerte, Sport - alles nicht mehr möglich, vielleicht auf Monate nicht. Das tut weh und sich damit auszusöhnen, kostet innere Kraft.
In seinem Brief an die Gemeinde in  Philippi spricht der Apostel Paulus immer wieder von Freude, und das in einer Situation, die für ihn alles andere als verheißungsvoll ist. Er sitzt im Gefängnis, hat einen Prozess vor sich und weiß nicht, wie der ausgeht: Freispruch? Hinrichtung? Und da schreibt er: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren“ (Phil 4,4-7).
Wir alle wissen nicht, wie die Zukunft aussieht. Was wir aber sicher wissen, ist, dass der Herr nahe ist! Wir gehen auf Ostern zu, das Fest, an dem wir die Auferstehung Christi feiern. Aufgrund der Auferstehung lebt Christus nun ein Leben, in dem er uns allen immer nahe ist. Welch eine Zusage! Wenn das kein Grund zur Freude ist!
In Mariendonk versuchen wir ein Stück Normalität aufrecht zu halten, gleichzeitig aber auch neue Wege zu finden. Ein kleines Beispiel: Eine unserer Schwestern ist Klavierlehrerin und will ihre Schüler jetzt von zuhause aus unterrichten. Für sie richten wir jetzt mit Hochdruck eine Möglichkeit zum skypen ein, obwohl wir den neue Medien sonst eher reserviert gegenüber stehen.

Tagebuch (2)
In der Mitte der Fastenzeit - also heute - feiert die Kirche „Laetare“. Der Tag ist nach dem Eingangsgesang benannt, in dem es heißt: „Frohlocke, Jerusalem! Kommt herbei, versammelt euch, freut euch alle.“ Nichts könnte mehr aus der gegenwärtigen Zeit gefallen sein als diese Worte. Sich versammeln - ganz gefährlich! Sich freuen - dafür gibt es wirklich keinen Grund!
Aber stimmt das? Kommen wir uns nicht in dieser Zeit innerlich viel näher? Versammelt uns das Virus nicht sogar in gewisser Weise und führt uns zusammen in gemeinsamer Sorge? Und die Freude? Wir konnten uns unsere Freude bisher weitgehend selbst organsieren: Ausflüge, Reisen, Konzerte, Besuche, alles war möglich. Jetzt müssen, nein dürfen wir Freude empfangen, indem wir das Gegebene jedes Tages wertschätzen. Es gibt so vieles, was gut und schön ist!
Unsere Gemeinschaft ist jetzt unter sich, wir sind sozusagen die Kernfamilie, die sich Sorgen um einander macht und hofft, dass kein Mitglied krank wird und ins Krankenhaus muss. Das wäre unter den gegebenen Umständen sehr schwer.
Zum Schluss noch zwei Vorschläge zur Lektüre:
1. Lesen Sie doch einmal das ganze Johannesevangelium. Wenn Sie heute damit anfangen und jeden Tag ein Kapitel lesen, sind Sie an Ostern bei den Auferstehungsberichten. Die Zeit dafür haben Sie vielleicht gerade jetzt.
2. Wenn Sie etwas Mutmachendes brauchen, empfehle ich den Text eines ganz säkularen Propheten, hoffen wir, dass er recht hat:
https://www.absatzwirtschaft.de/das-ende-von-corona-wie-wir-uns-wundern-werden-wenn-die-krise-vorbei-ist-170962/
Einen gesegneten Sonntag!
 
Tagebuch (1)
Heute feiern wir das Fest des heiligen Benedikt. Der Name Benediktus bedeutet „der Gesegnete“, und so könnte man sagen, dass alle Benediktiner unter den Segen ihres Gründers stehen und den Auftrag haben, ihn weiterzugeben.
Wir leben in einer Situation, in der es schwer fällt, von Segen zu reden, wir nehmen sie  vielleicht sogar eher als Fluch wahr. Doch machen wir uns klar, dass wir keine übergeordnete Perspektive haben, wir wissen nicht, worauf das alles hinauslaufen wird. Vielleicht werden wir am Ende sogar erkennen, dass es auch Gutes gab, dass wir z.B. neu gelernt haben, was wichtig ist im Leben. Eines sehen wir schon jetzt, wir haben die Zukunft nicht in der Hand, nur das Hier und Heute zählt, nur die Gegenwart hat Möglichkeiten einander zu lieben, einander zu helfen und füreinander da zu sein.
Wir Schwestern sind alle gesund, wofür ich sehr dankbar bin. Anders als in früheren Jahren um diese Zeit gibt es noch nicht einmal grippale Infekte mit Husten und Schnupfen, was uns manche Beunruhigung erspart. Schwer fällt uns, dass wir unsere Tür – vor allem unsere Kirchentür – geschlossen lassen müssen. Gastfreundschaft und Gebetsgemeinschaft gehört zu unserem Leben, und auf einmal sind wir ganz unter uns. Aber in unserem Gebet sind Sie alle immer mit dabei!
 
Zur gegenwärtigen Situation
Am Beginn der Fastenzeit haben wir das Aschekreuz erhalten und dazu gehört: "Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst". Diese Botschaft ist in diesem Jahr sehr aktuell geworden, wir alle werden uns plötzlich bewußt, dass wir vom Tod bedroht sind, und das macht uns Angst.Lassen wir uns von dieser Angst nicht beherrschen! Auch für uns gilt, was Gott durch den Propheten Jeremia verkündet hat: "Ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke - Spruch des Herrn - , Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben." Lassen Sie uns dieses Verheißungswort mit in die nächsten Wochen nehmen!
Unsere Gottesdienste sind auf unbestimmte Zeit nicht mehr öffentlich zugänglich und auch unsere Veranstaltungen müssen ausfallen. Sie können aber sicher sein, dass wir  für Sie, Ihre Angehörigen und für alle Menschen beten.
Unsere Gästekapelle und die Krypta bleibt außerhalb der Gottesdienstzeiten zum Gebet zugänglich.