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Ostern 2

Christus ist auferstanden, er lebt. Diese überwältigende Botschaft wurde Maria Magdalena anvertraut, die als Auferstehungszeugin zu den Aposteln geschickt wurde. Maria Magdalena liebt Jesus und will ihm nahe sein. Sie hat ihn nicht leiblich empfangen wie die Gottesmutter, aber in ihrem Herzen hat er  Gestalt angenommen. Doch nun muss sie ihn, den kostbarsten Besitz ihres Herzens loslassen, ihn, den sie als den Lebendigen erkennt, darf sie nicht für sich behalten, sondern muss ihn an die anderen weitergeben.
Ein Vorausbild Maria Magdalenas haben wir im Alten Testament in der Braut des Hohenliedes. Von ihr heißt es: „Des Nachts suchte ich den, den meine Seele lieb gewonnen, ich suchte ihn und fand ihn nicht. Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze, ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Mich fanden die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt? Kaum war ich an ihnen vorüber, fand ich ihn, den meine Seele liebt“ (Hld 3,1-4). Maria Magdalena kommt mit den anderen Frauen zum Grab, um den toten Jesus zu suchen und findet ihn nicht. Statt dessen wird sie selbst von den Engeln gefunden, die ihr auf ihre Frage nach ihm nur antworten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5), was keine wirkliche Antwort ist. Doch Maria Magdalena lässt sich nicht abweisen, sie bleibt bei ihrer Suche. Als ihr Jesus erscheint, will sie ihn festhalten, aber er weist sie zurück mit den Worten: „Halte mich nicht fest!“ (Joh 20,17). Nicht festhalten und im stillen Kämmerlein für sich besitzen, ist der Auftrag der Kirche, sondern gehen und den anderen verkünden. Maria Magdalena wird zu den Aposteln geschickt, um ihnen die Auferstehungsbotschaft zu verkünden. Damit wird sie wie Hippolyt von Rom im 2. Jh. schreibt, zur „Apostelin der Apostel“ und zu einem Bild der Kirche, die die Aufgabe hat, allen Menschen die Frohe Botschaft zu bringen.