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Gottesdienst

Der gemeinsame Gottesdienst ist das Zentrum unseres Lebens. In ihm schenkt uns Gott die Fülle seiner Gaben und seiner Liebe und wir versuchen ihm mit Dank und Lob zu antworten.

Da Gott sich in der ganzen Heiligen Schrift offenbart hat, lesen wir im Gottesdienst alle biblischen Bücher, das Alte Testament innerhalb von drei Jahren, das Neue Testament innerhalb eines Jahres. Da wir keine Texte auslassen, sondern wirklich die ganzen Heilige Schrift vorlesen, entstehen oft gute Gespräche mit Gästen, die bei uns Texte kennenlernen, die sie nie vorher hörten und bei denen sie erstaunt feststellen: „Das steht in der Bibel!?“

Eucharistiefeier

Die Feier der Eucharistie ist in unserem Leben das Allerwichtigste. In ihr begegnen wir Christus und lassen uns von ihm verwandeln. Er schenkt sich uns in den Gaben von Brot und Wein, fügt uns ein in seinen Leib und macht uns zu Schwestern und Brüdern.

In der Eucharistie bekommen wir nicht nur etwas, sondern geben uns selbst hin. Papst Leo der Große schrieb im 5.Jh.: „Unsere Teilhabe an Christi Leib und Blut bewirkt nichts anderes, als dass wir in das verwandelt werden, was wir essen, und den beständig in unserem Geist und Leib tragen, mit dem wir gestorben, begraben und auferstanden sind“. In der Eucharistie bringen wir uns Gott dar und bitten, er möge uns annehmen und mit dem Leben seines Sohnes verbinden.

Während wir die irdische Nahrung in unseren Körper verwandeln, verwandelt die Eucharistie uns in den Leib Christi. Und dieser Leib gibt sich hin für die vielen, für das Heil der ganzen Welt. Wir glauben, dass wir, wenn wir Eucharistie feiern, Himmel und Erde, Gott und Mensch verbinden und damit einen Dienst leisten, den die Welt dringend braucht, wichtiger als alles andere. Wenn all unsere kirchlichen Einrichtungen und Veranstaltungen wegfielen und nur noch drei Gläubige übrigblieben, die am Sonntag die Messe feierten, gäbe es in Deutschland Kirche.

Eucharistie heißt allerdings auch, dem Kreuz zuzustimmen, dem Kreuz nicht als Wandschmuck, sondern in seiner ganzen Grausamkeit als der Art, wie Gott die Welt durch den Tod hindurch erlöst. Es bedeutet, etwas anzunehmen, was in keiner Weise unseren eigenen Wünschen entspricht. Wir sind in jeder Eucharistiefeier eingeladen, unser Leben in Gott hinein zu verlieren, um es bei ihm zu gewinnen, aber wir spüren dabei immer auch den Verlust und oft nehmen wir uns im Alltag wieder vom Altar. Überlassen wir uns aber wirklich dem verwandelnden Wirken Christi, dann schenkt er uns die Freude, die nur er geben kann.

Stundengebet

Viermal täglich versammelt sich unsere Gemeinschaft zum Gebet in der Kirche. Unser Auftrag als Benediktinerinnen ist es, stellvertretend für die ganze Welt Gott anzubeten und Fürbitte für alle Menschen und die ganze Welt zu leisten.
In Mariendonk beten wir das Stundengebet in deutscher Sprache, nicht weil wir die Schönheit der lateinischen Sprache, die in unserer Kirche eine lange Tradition hat, nicht schätzen, sondern um die Texte der Psalmen wirklich mit Geist und Herz aufzunehmen und sie damit auch zu verkünden. So können die Gäste aktiv am Gottesdienst teilnehmen und sich dem Gebet der Schwestern mit Verständnis anschließen.

Wir singen das ganze Stundengebet nach den Melodien des gregorianischen Chorals, der das Wort in einzigartiger Weise zum Ausdruck bringt. Wir verwenden eine eigene deutsche Psalmenübersetzung, die um 1970 erstellt wurde. Wir singen alle Psalmen und alle Psalmverse, lassen also auch schwierige, in unseren Ohren grausame Verse nicht aus, weil wir das Wort Gottes nicht zensieren wollen. Wir versuchen, schwierige Psalmen im Licht des Neuen Testaments und der Botschaft Christi zu verstehen, dabei sind uns die Kirchenväter eine große Hilfe. So wird unsere Beziehung zu Gott aus der ganzen Fülle seiner Offenbarung heraus geprägt.

Schriftlesung

Die Bibel ist der Raum, in dem sich unser Leben vollzieht: Wir begegnen in ihr Gott, hören sein Wort und antworten ihm mit den Psalmen, die er uns geschenkt hat.

Wir verstehen die ganze Bibel, Altes und Neues Testament als Wort Gottes und glauben, dass dasselbe Wort in Jesus Christus Mensch geworden ist. Unsere Schriftlesung hat daher immer die Begegnung mit dem lebendigen Christus zum Ziel. Jeder Text der Bibel führt uns zu Christus, denn „wir essen sein Fleisch und trinken sein Blut nicht nur in der Eucharistie, sondern auch beim Lesen der Heiligen Schrift“ (Hieronymus).

Um die Heilige Schrift wirklich zu verstehen, erbitten wir immer wieder die Hilfe des Heiligen Geistes, denn nur er ermöglicht es uns, das Wort Gottes von innen her zu verstehen. Geduldiges tägliches Aufnehmen des Wortes Gottes gehört wesentlich zu unserem Leben, in unserem Tageslauf ist dafür morgens und abends Zeit freigehalten.

Kirchenväter

Bei unserem Bemühen, die Bibel immer tiefer zu verstehen, unterstützen uns die Schriften der Kirchenväter. Sie verleihen der geistlichen Ausrichtung unserer Gemeinschaft ihre besondere Prägung.

Obgleich ein Zeitraum von 1500 Jahren und mehr zwischen uns und den Kirchenvätern liegt, ist es uns in Mariendonk wichtig, auf ihre Stimme zu hören: Die Theologie der Kirchenväter ist ganzheitlich, bei ihnen sind Glaube, Denken und Leben eine Einheit. Auch uns ist die von Jesus geforderte Ganzhingabe an Gott (vgl. Mk 12,30) nur möglich, wenn Herz und Verstand im Glauben zu einer Einheit finden. Dabei helfen uns die Kirchenväter, weil sie das Denken und Sprechen über Gott ganz klar an eine geistliche Lebensführung binden und als etwas verstehen, was unser ganzes Leben beansprucht.