Zum Hauptinhalt springen

Blog von Schwester Christiana

30. Mai 2025

„Ein Seiendes, das von Gott nicht erkannt wäre, könnte auch von keinem endlichen Subjekt erkannt werden, letztlich darum, weil es als Seiendes gar nicht existieren würde... Die Erkennbarkeit des Objekts rührt von seiner Erkanntheit durch Gott her und seine volle Wahrheit ist nur Gott bekannt“  (H.U.v. Balthasar, Theologik I, 51).

28. Mai 2025

Wieder einmal bei Hans Urs von Balthasar gelandet, daher in den nächsten Tagen einige für mich wichtige Texte.
„Rezeptivität bedeutet Ansprechbarkeit durch fremdes Sein, offen stehen für etwas anderes als den eigenen subjektiven Innenraum, Fenster haben für alles, was seiend und wahr ist. Rezeptivität besagt die Macht und die Möglichkeit, im eigenen Haus Fremdes zu empfangen und gleichsam zu bewirten. Je vollkommener also ein Wesen sich selbst besitzt, je freier ist demnach ist, um so aufgeschlossener, umso rezeptiver ist es auch für alles, was ist umgibt... Rezeptivität besagt aber nicht nur die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Seienden, sondern ausdrücklich auch die Fähigkeit, sich von diesem Seienden mit dessen eigener Wahrheit beschenken zu lassen. Die Fähigkeit, Wahrheit zu bekommen, gehört zu den höchsten Werten des Daseins. Nichts geht über die Freude des Austauschs und der gegenseitigen Mitteilung“ (H.U.v. Balthasar, Theologik I, 36f).

26. Mai 2025

Statistiken erklären uns, wie die Welt denkt (nur noch x% der Katholiken wissen, was an Ostern gefeiert wird...) oder was wir tun sollten (jedes Glas Wein verkürzt das Leben um y Minuten). Mag alles sein..., aber Statistiken sagen über den Einzelfall gar nichts aus und werden zum Götzendienst, wenn wir als Gesellschaft unser Verhalten nach ihnen ausrichten. Letztlich zählt nur die Realität im Jetzt.
Schauen wir in die Bibel, so ist das einzig Statistikähnliche, das in ihr vorkommt, eine Volkszählung, die David vornahm, um sich über die Zahl seiner wehrfähigen Männer einen Überblick zu verschaffen. Diese Volkszählung wird von Gott streng bestraft, weil sie der Versuch ist, auf etwas anderes zu vertrauen als auf Gott.

24. Mai 2025

Wir empfinden den eigenen Einsatz und die eigene Anstrengung unmittelbar, das, was die anderen tun, sehen wir im Ergebnis, aber die Anstrengung und Müdigkeit der anderen empfinden wir nicht so wie unsere eigene. Das führt leicht zu dem Gefühl, dass die anderen weniger tun, ja mich ausnutzen. Ich erlebe das im Kloster, aber es kommt auch in Ehen vor, in beruflichen Zusammenhängen, in Vereinen und Gruppierungen aller Art und es kann das Zusammenleben schnell vergiften. Grundlage dieses Gefühls ist der Vergleich verbunden mit der unreflektierten Überzeugung, gerecht hieße, dass alle das Gleiche erhalten bzw. dass von alles gleich viel zu verlangen ist. Aber das stimmt nicht, wirklich gerecht würde es in unserer Welt zugehen, wenn niemand sich vorenthält, sondern alle alles geben und im übrigen auf das Urteil Gottes vertrauen.

22. Mai 2025

Vor 1700 Jahren im Mai / Juni fand das erste große Konzil, das Konzil von Nizäa, statt, dessen Jubiläum die Kirche in diesem Jahr feiert. Was gibt es da zu „feiern“? Feiern heißt, voll Dankbarkeit und Freude auf etwas zurückschauen. Wofür danke ich? Das Gott seine Kirche immer wieder mit seinem Heiligen Geist erfüllt und sie in die ganze Wahrheit einführt. Die Kirche hat sich in Nizäa - wie eigentlich auf jedem Konzil - für die schwierigere, unpopulärere Lehre entschieden und als ihren Glaube definiert, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, kein untergeordneter zweiter Gott ist, sondern „gleichen Wesens mit dem Vater“ (griech. homoousios). Bis heute sind die meisten Christen eher Arianer und habe die vage Vorstellung, dass Jesus, wenn überhaupt göttlich, eine Art Untergott ist. Das aber ist nicht der christliche Glaube.
Zum Jubiläum von Nizäa gibt es ein römisches Dokument, in dem es heißt, dass der Begriff homoousios, „den monotheistischen Charakter des christlichen Glaubens schützen soll: In Gott gibt es keine andere Realität als die göttliche. Der Sohn und der Geist sind nichts anderes als Gott selbst und keine Zwischenwesen zwischen Gott und der Welt oder bloße Geschöpfe. Darüber hinaus bezeugt die Offenbarung an Israel den Herrn als den Einen und Einzigen, der in der Geschichte der Menschen handelnd gegenwärtig ist, sich ihr zuwendet und sich ihr mitteilt. Das Christentum versteht die Inkarnation als die unausdenkbare Fülle des Heilsplanes des Gottes Israels, der herabsteigt und inmitten seines Volkes wohnt, verwirklicht in Jesus, das heißt: in der Vereinigung des Sohnes Gottes mit einer singulären menschlichen Natur“ (1700 Jahrestag von Nizäa).
Wer mehr wissen will, ist eingeladen zu einem Vortrag, der am 4.6. bei uns stattfindet: https://www.mariendonk.de/index.php/veranstaltungen

19. Mai 2025

Heute vor zwanzig Jahren wurde ich zur Äbtissin gewählt. In der Gemeinschaft feiern wir erst im Juli meinen Weihetag, aber für mich ist heute ein Tag, an dem ich danke und zurückschaue. Ich bin dankbar, dass ich dieses Amt so lange ausüben konnte, dass ich die körperliche und geistige Kraft dazu hatte und dass es keine ganz schlimmen Katastrophen gab. Am bittersten war und ist der Verlust von Menschen: Eine Schwester, die mit 50 starb, eine andere, die austrat, eine dritte, die in ein anderes Kloster übertrat und jetzt noch einigen Jahren dort unseren Orden endgültig verlässt, auch zwei MitarbeiterInnen, von denen wir uns trennen mussten. Sie alle sind Menschen, deren Verlust schmerzt. Aber dennoch kann ich heute mit Paulus aus ganzem Herzen sagen: „Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. Doch über alle Maßen groß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte“ (1Tim 1,12-14). Und wenn man mich fragt, was mir im Alltag Kraft gibt und mich mit Freude erfüllt, dann kann ich nur an meine Schwestern gerichtet sagen: „Wie kann ich Gott euretwegen genug danken für all die Freude, die mich um euretwillen vor unserem Gott erfüllt?“ (1Thess 3,9).