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Blog von Schwester Christiana

30. September 2025

„In den Geist der Schrift eindringen heißt, Gottes Inneres kennenlernen und sich die Meinungen Gottes über die Welt aneignen“ (Hans Urs von Balthasar).

27. September 2025

Im Buch Exodus wird berichtet, wie der Schwiegervater des Mose zu ihm kam und als er sah, dass Mose versuchte, alle Leitungsaufgaben selbst zu übernehmen,, ihm den Rat gab, sich zu entlasten und andere Mitverantwortung tragen zu lassen. Seine Aufgabe sei: „Vertritt du das Volk vor Gott! Bring ihre Angelegenheiten vor ihn“ (Ex 18,19).
Das ist auch die eigentliche Aufgabe jedes Christen, je nachdem an welcher Stelle er steht:
- der Papst muss für die Gesamtkirche beten
- der Bischof für seine Diözese
- der Pfarrer für seine Gemeinde
- eine Äbtissin für ihre Gemeinschaft
- Eltern für ihre Kinder
- jeder Christ für jeden, besonders für die in Not.
Wir sind Hüter unserer Schwestern und Brüder und das bedeutet, dass nichts wichtiger ist, als sie vor Gott zu vertreten und ihre Angelegenheiten vor ihn zu bringen. Am zweitwichtigsten ist, die anderen zu bitten, diesen Dienst für uns zu übernehmen. Papst Franziskus hat das oft getan: „Betet für mich!“  Alle anderen Aufgaben sind auch wichtig, aber erst an dritten, siebter oder dreiundzwanzigster Stelle.

24. September 2025

Wir Christen glauben, dass alles, aber auch wirklich alles, Geschenk ist. Das gilt schon innerhalb der göttlichen Dreifaltigkeit, denn Gott ist in sich Gabe, Hingabe, Geschenk. Der Vater ist Vater in der ewigen Hingabe an den Sohn, sein ganzer Reichtum besteht darin, alles an den Sohn wegzugeben: „Dem Sohn ist alles vom Vater übergeben“. Der Sohn wiederum gibt dem Vater alles Empfangene im Gehorsam zurück und der Heilige Geist ist das Geschenk beider in Person.
Wir Menschen sollen in diese Hingabe eintreten, und solange wir das verweigern, bleibt die Welt von Selbstsucht und Hass geprägt. Verheißen ist uns aber, dass im ewigen Leben alles nur noch Hingabe sein wird. C.S.Lewis schreibt, dass jeder dort auf ewig damit beschäftigt sein wird, an alle anderen zu verschenken, was er selbst empfangen hat. In dieser Selbsthingabe rühren wir an den Rhythmus des Seins: „Von der höchsten Stufe bis zur untersten gilt: das Selbst ist dazu da, hingegeben zu werden, und durch diese Hingabe wird es nur desto mehr es selbst, um daraufhin wieder um so mehr sich hinzugeben – und so fort... Was außerhalb dieses „Systems“ der Selbsthingabe liegt, das ist weder die Erde noch die Natur noch das durchschnittliche Leben – sondern einzig und allein die Hölle“. Lewis vergleicht unser Leben mit einem Ballspiel, das gestört ist, weil wir den Ball behalten statt ihn weiterzuwerfen. Leben wie Gott es sich für uns vorgestellt hat, besteht darin, den Ball weiterzuwerfen, so dass er zwischen uns allen hin und her fliegt. Und wenn dann Gott selbst das Spiel anführt, „indem er in der Erschaffung sich selbst seinen Geschöpfen schenkt und wiederum an sich selbst zurückgibt in der Opferung des Logos – dann lässt in der Tat der ewige Tanz 'den Himmel versinken in den Entzückungstraum des Einklangs'. Alle Schmerzen und alle Freuden, die wir auf Erden kannten, sind frühe Einübungen in die Schrittweisen dieses Tanzes“ (aus:  C.S. Lewis, Über den Schmerz).  

22. September 2025

Heute beenden wir sehr zur Erleichterung der meisten Schwestern unsere wochenlange Tischlesung von A. Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine. Das Buch war auch schon sehr bedrückend, solange es nur um Geschichte ging, aber die letzten Kapitel beschrieben die Gegenwart, das war fast unerträglich.
Heute erfuhren wir, dass der Enkel (22) einer ukrainischen Frau, die wir gut kennen, eingezogen wurde. Werden wir auch noch hören müssen, dass er fiel oder schwer verwundet wurde? Wie sinnlos ist dieser Krieg doch!

20. September 2025

In der Bibel und in der monastischen Tradition wird Murren als eine der schlimmsten Sünden angesehen. Der Begriff ist veraltet, so sehr, dass man kaum noch versteht, was mit ihm gemeint ist, die Sache ist allerdings aktuell. Murren entsteht aus der Nicht-Akzeptanz einer gegebenen Situation bei gleichzeitiger Verweigerung sich selbst einzusetzen.
Tatsächlich ist das Leben oft schwierig und mühsam, insofern gibt es auch immer einen Grund, sich unzufrieden zu verweigern. Eine solche Haltung nimmt in Gesellschaft und in Kirche immer mehr zu: Erst wenn die anderen, d.h. die Politiker, die in Rom oder wer auch immer, endlich getan haben, was ich für nötig halte, mache ich wieder mit... 
Die Alternative wäre in Dankbarkeit zu leben und die Aufgaben, die das Leben uns stellt, mit Freude als Geschenk anzunehmen. Menschen, die das versuchen, sind sehr viel glücklicher.

16. September 2025

„Der Himmel ist das Bleiben in der Identität, die wir hier gewonnen haben. Und angesichts dessen, was wir anrichten, kann man da nur skeptisch sein und warnen“ (Klaus Berger).