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Blog von Schwester Christiana

19. August 2025

Heute in der morgendlichen Lectio Divina las ich zwei Texte, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, die mir aber als Wort Gottes für diesen Tag gerade in der Zusammenschau wichtig sind: Bei Paulus heißt es im Philipperbrief: „Alle suchen das Ihre, nicht die Sache Jesu Christi“ (Phil 2,21), im Matthäusevangelium sagt Petrus zu Jesus: „Sieh, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“ (Mt 19,27). Das Wort des Petrus kann ich nachsprechen, aber suche ich wirklich nicht „mein Ding“, sei es auch religiös verbrämt? Alles zu verlassen bedeutet mehr als materiellen Besitz aufzugeben, mehr als Familie und Freunde zu verlassen, viel wichtiger - und schwieriger - ist es, in der Kirche, im Kloster, im Leben des Glaubens nicht sich selbst zu suchen, sondern wirklich Gott. Denn er ist „die Sache Jesu Christi“.

17. August 2025

Nochmal Guardini:
„Der Sinn der Macht liegt also vor allem in der Person, die sie braucht. Macht ist erst gerechtfertigt und gewährleistet, wenn die Person als Charakter ebenso stark ist wie die Macht, die sie hat...Macht, die nicht von Gesinnung verantwortet, von Charaktertiefe behütet, von personaler Gestalt verwaltet wird, hat im letzten keinen Herrn. In der Natur gibt es keine herrenlose Gewalt; sie steht im Gesetz. Im Menschen kann sie es werden. Dann aber wird sie zum Organ des Dämons, und der Mensch verfällt ihr – und ihm. Dann entstehen jene Dinge, die keiner verantwortet. Jene Vorgänge, vor denen jedem graus. Jene Zustände, deren sich alle schämen – und vor denen doch jeder sich für unzuständig erklärt“ (53). 

14. August 2025

Gelesen: Romano Guardini, Die religiöse Offenheit der Gegenwart (Ostfildern / Paderborn 2008).
„Die Entscheidung, vor welche Christus den Menschen stellt, ist zu allen Zeiten die nämliche: Ob er bereit ist, zu sehen, wer Gott ist und wer er selbst ist vor Gott; ob er sich bemüht, aus dieser Erkenntnis die Konsequenzen zu ziehen. Keine Zeit steht… Christus näher oder ferner als eine andere. Das ist christlich evident, sobald man die Entscheidung, von der hier gesprochen wird, tief genug ansetzt, also z.B. sich darüber klar wird, dass die scheinbar gesicherte Christlichkeit des Mittelalters dafür ein ebenso großes Hindernis sein kann, wie die anscheinende Gottesferne der Gegenwart. Christus tritt jeder Zeit als der entgegen, der ihr deutlich macht, dass sie von sich aus Gott fern und in der Sünde steht. So soll sie sich selbst aufgeben um ihn und erst in ihm ihr eigentliches Selbst zu gewinnen“ (28). 

12. August 2025

In der Eucharistie gibt Jesus sich selbst in den Zeichen von Brot und Wein, wobei Brot die alltägliche Nahrung in der Antike war, Wein dagegen der Mahlzeit einen festlichen Charakter gab. Insofern weisen Brot und Wein auch auf die präsentische und die eschatologische Dimension der Eucharistie hin und gehören untrennbar zusammen. 
Es gibt nun praktische Gründe dafür, dass im Mittelalter allmählich die Kelchkommunion verschwand und diese praktischen Gründe haben bis heute für viele Gottesdienste Bestand. Ich bin aber dankbar, dass wir in unserer Gemeinschaft die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen können und wundere mich manchmal, dass diejenigen, die die Mundkommunion bevorzugen, fast immer den Kelch verweigern. Verstehen kann ich das nicht. 

09. August 2025

Neulich schrieb mir eine Bekannte ein schönes Bild für unser Tun als Christen. Es ist wie mit einer Photovoltaikanlage, deren Strom eingespeist wird und dann z.B. für ein Elektroauto dient, mit dem ein Schwerkranker besucht wird. Alles, was wir in Christus tun, wird eingespeist in seinen Lebensstrom, vorausgesetzt natürlich wir speisen es ein, d.h. wir dienen und geben uns hin. Was wir für uns behalten, ist wie Strom, der zwar produziert, aber nicht verbraucht wird.

07. August 2025

Vorgestern hatten wir Besuch von einem orthodoxen Juden, der in England in der zionistischen Bewegung aktiv war und mit Frau und sieben Kindern nach Israel ausgewandert ist. Er meinte, dass eigentlich alle Juden in Israel leben sollten, denn die Gebote Gottes wäre für dort erlassen und nur dort zu halten. Natürlich feierten Juden auch in der Diaspora den Sabbat und hielten die Speisegebote, aber sie täten das, um sich für ein Leben im heiligen Land vorzubereiten. 
Ist das nicht auch bei uns Christen so? Die Lebensordnung, die das Neue Testament uns vorgibt, ist die Lebensordnung des Himmels, sie übersteigt unsere Möglichkeiten unendlich (man denke nur an die Bergpredigt), aber dennoch bemühen wir uns, sie schon in dieser Welt - wenn auch nur unvollkommen - einzuüben.