Blog von Schwester Christiana
Buchtipp:
R. Brandscheidt (Hrsg.), Das Ende, das ein Anfang war. Der Leidensweg Jesu und seine Auferstehung in der Passionserzählung des Evangelisten Markus.
Ein sehr lesenswertes Buch vor allem für die Zeit vor Ostern! Gefallen hat mir die Kombination aus seriöser wissenschaftlicher Exegese, gut verständlicher Sprache und begeistertem Glauben.
Was ist Macht? Ist es Macht, meinen Rachegelüsten keine Zügel anlegen zu müssen? Ist es Macht, auf niemand Rücksicht zu nehmen? Ist es Macht, wenn andere vor mir zittern? Ist es Macht, wenn ich mir alles nehmen kann? Ist es Macht, wenn ich ungestraft töten kann?
Ja, das ist Macht und wir Menschen werden solche Macht immer anbeten. Aber es ist eine todbringende Macht, auch wenn sie sich goldene Paläste baut oder uns eine glänzende Zukunft verspricht. Gott lacht darüber (vgl. Ps 2,4).
Wir gehen auf die Karwoche zu und beten einen Gekreuzigten an. Er ist der wirklich Mächtige, aus ihm und auf ihn hin ist die Welt erschaffen. Ich knie vor der Hostie, in der ich ihn verehre, in diesem winzigen Stück Brot sind Himmel und Erde verbunden, hier begegne ich dem Mächtigsten und Schönsten, was es in dieser Welt gibt. Davor verblassen Putin, Trump und Genossen.
Die Liebe zur Welt und zu diesem Leben hat zwei Seiten: Einerseits verdeckt sie das Leben bei Gott und lässt uns davor zurückschrecken, andererseits ist sie eine Form von Lobpreis, denn indem ich das Leben liebe und es bejahe, danke ich dem Schöpfer. Ganz stark war diese Liebe bis zuletzt in meinem Vater, der selbst noch unter Schmerzen gern lebte und gerne weitergelebt hätte. Ich hoffe, der Herr rechnet ihm diese Liebe als Ja zu sich selbst an.
Wenn euch Ängst und Sorgen befallen, dann denkt an jene Szene im Johannes-Evangelium, in der die Hochzeit von Kana beschrieben wird (Joh 2,1-12). Und sagt euch: Der beste Wein kommt erst noch auf den Tisch... Ihr könnt euch sicher sein: Die tiefere, fröhlichere, schönere Wirklichkeit wird für uns und für alle, die wir lieben, noch kommen. Auch wenn die Statistiken das Gegenteil behaupten, auch wenn die Müdigkeit euch eurer Kräfte beraubt, verliert nicht dieses Hoffen, das nicht besiegt werden kann... Der beste Wein wird noch serviert... Sprich mit den Worten von Nazim Hikmet [türkischer Dichter]: „Das schönste Meer ist das, das wir noch nicht befahren haben. Das schönste unserer Kinder ist noch nicht auf die Welt gekommen. Unsere schönsten Tage sind noch nicht angebrochen. Und was ich dir an Schönstem sagen möchte, habe ich noch nicht gesagt.“
Der Windhauch des Geistes hört nicht auf zu wehen. Gute Reise, meine Brüder und Schwestern“ (Papst Franziskus, Hoffe 367f).
Die christliche Hoffnung „ist die Gewissheit, dass wir auf die Welt gekommen sind, um nie mehr zu sterben, dass wir für die Höhen geschaffen sind, für den Genuss des Glücks. Sie ist das Bewusstsein, dass Gott uns seit jeher und für immer liebt und uns niemals allein lässt... Die christliche Hoffnung ist unbesiegbar, weil sie kein Wunsch ist. Sie ist die Gewissheit, dass wir alle auf etwas zugeehn, von dem wir nicht nur wünschen, es wäre da, sondern das ganz einfach schon da ist“ (Papst Franziskus, Hoffe 329).
In den letzten Wochen las ich die Autobiographie von Papst Franziskus „Hoffe“, ein Buch, das ich sehr inspirierend fand, Mut machend und zum Nachdenken anregend. Gleichzeitig auch ein Buch voll von Gedankensprüngen und überraschenden Einfällen, kein Buch eines deutschen Professors, sondern eines Mannes, der aus armen Verhältnisses kommt und sich jeden Tag aufs Neue wundert, dass er Papst ist, ein Mensch, der Fehler erkennt, benennt und noch nach Jahren versucht, sie gut zu machen. Ich werde in den nächsten Tagen einige für mich wichtige Gedanken aus diesem Buch zitieren, heute nochmal zum Thema Krieg:
„Krieg ist nur ein Wahnsinn, der die Händler des Todes mästet und die Unschuldigen dafür bezahlen lässt. Würde man ein ganzes Jahr keine Waffen produzieren, könnte man den Hunger in der Welt ein für alle Mal besiegen. Ein einziger Tag ohne Militärausgaben würde 34 Millionen Menschen retten. Stattdessen steigen die Rüstungsausgaben schneller als je zuvor... und der Hunger mit ihnen“ (310).
„Jene, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, werden voller Misstrauen beäugt, als wären sie Kollaborateure, die 'den Feind' unterstützen... Und so wird an die Kirche der Wunsch herangetragen, dass sie sich auf die Sprache dieser oder jener politischen Richtung einlässt, nicht aber auf die Worte Jesu. Und man wünscht sich einen Papst, der zum Militärgeistlichen des Abendlandes wird, statt als Hirte einer universellen Kirche zu wirken. Offensichtlich ist nichts skandalöser als der Frieden...“ (311).