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Blog von Schwester Christiana

28. Juli 2025

Gestern hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck „beiger Katholizismus“. Gemeint ist ein Glaube, der kaum noch Farbe hat, sondern sich bis zur Unkenntlichkeit an die gesellschaftliche Mehrheitsmeinung anpasst. Diesem beigen Katholizismus begegne ich oft, auch bei Leuten, denen ich verbunden bin, und er macht mich ratlos und traurig. Insofern war das Symposium zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron in Münster, an dem ich zusammen mit einer Mitschwester teilnahm, für mich eine Quelle der Kraft. Die Vorträge, die Teilnehmer, der Preisträger selbst, sie alle strahlten Freude an der Beziehung zu Christus aus, wobei ihr Glaube nicht nur persönliche Frömmigkeit, sondern intellektuelle Brillanz, ernsthaftes Studium und einen kontemplativen Zugang zur Welt beinhaltet. Josef Pieper, Thomas von Aquin, Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar waren dafür die Gewährsleute. „Don't dump down the faith" - der Glaube ist nicht zu ermäßigten Preisen zu haben.

26. Juli 2025

Zur Zeit sehe ich, ohne depressiv zu sein, vor allem Chaos um mich her. Ich sehe eine Welt, die wüst und leer ist, von der ich aber trotzdem glaube, dass der Geistes Gottes über ihr schwebt (vgl. Gen 1,1). Kölner Hauptbahnhof um 17 Uhr.

24. Juli 2025

Salz ist immer nur In kleinen Mengen vorhanden, dennoch ist es lebensnotwendig für das Ganze. Der mit diesem Wort (vgl. Mt 5,13) verbundene Anspruch ist hoch, er fordert zweierlei: Nicht fade werden und uns der Verantwortung für das Ganze (“ die Erde“) ständig bewusst zu sein.
Wann werden wir fade? Wenn wir um uns selbst kreisen und den Erhalt unserer Kleingruppe in den Mittelpunkt unserer Bemühungen stellen - wir sind dann Salz, das im Salzstreuer verklebt.

22. Juli 2025

Gelesen: K. Brinkbäumer, Der Traum vom Leben. Eine afrikanische Odyssee (Frankfurt 2006).
Ein Buch über Afrika und über die Menschen, die von dort fliehen müssen, weil sie keine Perspektive haben; ein Buch, bei dem man nur weinen kann. Das Buch ist einige Jahre alt, vermutlich ist inzwischen alles noch viel schlimmer, aber wir machen die Grenzen dicht und sagen: Wir haben genug eigene Probleme. Ja, wir haben eigene Probleme, aber verglichen mit dem, was andere Menschen ertragen müssen, sind sie lächerlich klein. 

20. Juli 2025

Am Ende meines Lebens werde ich, wenn ich mir nichts vormache, wissen: Es war alles umsonst. Umsonst im Sinn von vergeblich, denn nichts von dem, was ich getan habe, wird bleiben, schon in wenigen Jahren, spätestens in einigen Jahrzehnten, wird mich niemand mehr kennen. Und zugleich: Es war alles umsonst, es war alles gratis, reines Geschenk der Liebe. 
In gewisser Weise führt dieser Gedanke den Eintrag von vorgestern weiter und ist das eigentlich Wichtige.

18. Juli 2025

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 7,20). Das gilt für alle, für Trump und Putin, für jeden Bischof oder Papst, auch für mich. Allerdings gibt es vorzeitige Früchte, die manchmal täuschen. Die eigentliche Fruchtbarkeit eines Lebens sehen wir oft erst viele Jahre später (Charles de Foucault), letztlich sieht sie nur Gott. Trotzdem immer wieder - gerade auch in einem Frauenkloster - die Frage nach der Fruchtbarkeit des eigenen Lebens. Ohne Kinder, ohne berufliche Erfüllung, ohne Priestertum... was wird bleiben? Die Gefahr ist groß zu versuchen, „Pseudofrüchte“ vorzuweisen.