Blog von Schwester Christiana
Zur Zeit wird uns, was Jesu meint, wenn er sagt: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie missbrauchen“ (Mk 10,42), in vielen Ländern brutal vor Augen geführt. Überall sehen wir Regierende, die andere unterdrücken und sich an die erste Stelle setzen. Als Christen dürfen wir nicht von Gegengewalt träumen, sondern müssen voll Vertrauen glauben, dass Segen darin liegt, dem nachzufolgen, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Lernen wir also zu dienen, was gar nicht leicht ist. Der erste Schritt dazu ist, nicht zu verurteilen, sondern für die, die Böses tun, besonders zu beten.
Ich gehöre nicht zu denen, die den Klimawandel leugnen, und bin auch der Meinung, dass er weitgehend Folge menschlichen Fehlverhaltens ist. Allerdings glaube ich nicht und hier unterscheide ich mich von denen, für die Umweltfragen geradezu Religionsersatz sind, dass wir Menschen das Weltklima und die Umweltzerstörung in den Griff bekommen werden, weder durch technische Lösungen noch durch Konsumverzicht. Konsumverzicht ist richtig, ja dringend geboten, aber genauso wenig wie wir die Sünde nach dem Sündenfall aus der Welt schaffen konnten, können wir die Folgen unseres falschen Verhaltens der Schöpfung gegenüber rückgängig machen. Erkennen wir endlich unsere Grenzen!
Neulich las ich, dass den Naturwissenschaften zur Zeit dasselbe zustößt wie dem christlichen Glauben: Man verweigert sich ihren Erkenntnissen, sobald diese für die eigene Lebensführung unbequem werden. Evident ist das beim Klimawandel.
In der Benediktusregel gibt es die Weisung: „Nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.“ Benedikt will die Hochherzigkeit, die die anderen akzeptiert, wie sie sind, auch wenn sie mir fremd sind. Die Rückkehr zum Frieden bedeutet nicht den Verzicht auf eine eigene Meinung, auch wenn ich zum Frieden zurückkehre, bleiben unter Umständen die Meinungsverschiedenheiten. Aber es bedeutet, den anderen Menschen als geliebte Schwestern oder geliebten Bruder zu sehen. Oft ist der beste Ausdruck dieser Liebe das Gebet füreinander.
Vor einiger Zeit bat mich Radio Gloria aus der Schweiz um ein Gespräch zum Thema "Das Alte Testament bei den Kirchenvätern. Jetzt wurde der Beitrag gesendet. Wer sich interessiert, findet ihn unter https://radiogloria.podbean.com/e/das-alte-testament-bei-den-kirchenvatern-abtissin-sr-dr-christiana-reemts-abtei-mariendonk/
Ich schaue auf dieses Jahr mit Freude und Erwartung. Nicht weil ich Pläne habe, auf die ich mich jetzt schon freue, sondern im Gegenteil: Weil 2025 endlich einmal ein Jahr ist, wo im Januar mein Terminkalender noch ziemlich leer ist. Wir haben in der Gemeinschaft kein Bauvorhaben, es sind keine strukturellen Veränderungen geplant, ich sehe noch keine schwierigen Gespräche auf mich zukommen und persönlich habe ich auch noch nichts Größeres geplant. Diese Offenheit erfüllt mich mit Freude, wobei ich nicht denke, dass es ein ruhiges, wenig anstrengendes Jahr werden wird (warum sollte es das werden?), wohl aber fühle ich mich frei , voll Spannung zu erwarten, was der Herr mit mir vorhat.