Blog von Schwester Christiana
Karfreitag
Jesus zwingt die Machthaber seiner Zeit sich zu entscheiden: „Entweder ist falsch, was ich sage, dann weist es nach. Oder es ist richtig, warum stimmt ihr mir dann nicht zu, sondern verfolgt mich?“ Doch damals wie heute geht es den Mächtigen nicht um Wahrheit, sondern um ihr eigenes Ansehen. Wahrheit? Was ist schon Wahrheit?
Doch es ist leicht, die Sünden anderer zu verurteilen, wie oft habe ich selbst nicht wirklich gefragt, was wahr und gut ist, sondern meine Zustimmung davon abhängig gemacht, wer eine Meinung äußerte.
Gründonnerstag
„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung“ (Joh 13,1).
Dazu schreibt Augustinus: „Pascha ist nicht, wie einige meinen, ein griechisches Wort, sondern ein hebräisches. Doch man kann hier eine Übereinstimmung beider Sprachen entdecken, die in diesem Fall sehr passend ist. Das lateinische Wort für Leiden pati, heißt im Griechischen paschein, und von daher nahm man an, dass das Wort Pascha von eben diesem griechischen Wort für Leiden kommt und hat es im Sinn von Passion verstanden. In seinem Ursprung aber bedeutet Pascha so viel wie Übergang oder Durchgang. Das Volk Gottes feierte deshalb zum ersten Mal das Paschafest, als es auf der Flucht aus Ägypten durch das Rote Meer zog. Das war ein prophetisches Vorausbild für jenes Ereignis, das jetzt in Erfüllung gegangen ist: Christus wird wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und durch sein Blut werden wir befreit, wenn unsere Türpfosten damit besprengt, das heißt wenn sein Kreuzzeichen auf unsere Stirn gemacht wird. Wer werden befreit vom Verderben dieser Welt wie von der ägyptischen Knechtschaft und vollziehen den heilsamen Übergang, indem wir vom Teufel zu Christus und von dieser unbeständigen Welt zu seinem unvergänglichen Reich hinübergehen“ (gekürzt).
Zur Zeit lebt ein 45jähriger syrischer Familienvater bei uns, der in Syrien Bauer war, dann aber mit seiner Frau und drei Kindern in den Irak fliehen musste und dort in einem Flüchtlingslager unterkam. Irgendwann hat er sich nach Deutschland aufgemacht, während die Familie unter mehr als prekären Umständen im Irak zurückblieb. Er kam in der Hoffnung, seine Familie finanziell unterstützen oder sie sogar holen zu können, damit seine Kinder endlich eine Chance haben. Er versteht nicht, dass er nicht arbeiten und für die Familie Geld verdienen darf. Ich spüre, dass dieser Mann Tag und Nacht an seine Familie denkt, ihn zu sehen, tut mir in der Seele weh und ich frage mich, womit ich es verdient habe, in so großen Wohlstand zu leben. Ich verstehe gut, dass viele Menschen nicht immer mehr Migranten im unserem Land wollen, aber jeder einzelne Migrant ist ein Mensch, der ums Überleben kämpft und dasselbe Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat wie wir.
Dienstag der Karwoche
Es ist berührend und zugleich entlarvend, wie Petrus immer wieder versucht, die Führung zu übernehmen: „Mein Leben will ich für dich hingeben.“ An ihm wird uns gezeigt, dass gute Absichten, wenn sie unserer eigenen Überlegung entstammen, also dem, was wir für vernünftig halten, nicht ausreichen, ja vor Gott geradezu lächerlich sind.
Was hätte Petrus als Sprecher der Jünger sagen sollen? Vermutlich nur das eine: „Herr, sag uns, was wir tun sollen.“ Das fällt uns als Kirche bis heute schwer, die eigenen Pläne erscheinen uns so plausibel.
Montag der Karwoche
Wenn man den christlichen Glauben für eine spirituelle Zutat zu einem ansonsten „normalen“ Leben hält, kann man Handlungen wie die von Maria, die unendlich teures Öl über Jesus ausgießt, nur für unvernünftig halten. Genauso wenig kann man den Bau von Kathedralen in armen Ländern befürworten oder ein Leben im Kloster. „Man hätte das Geld besser den Armen gegeben...“ - „Wäre es nicht richtig, die kostbaren vatikanischen Schätze zu verkaufen?“ - „Könnten die Nonnen nicht etwas Sinnvolleres tun, als so viel beten?“
Ja, wir müssen uns für die Armen einsetzen, das tun wir nie genug, gerade in unserer Zeit, und trotzdem werden wir sie immer vor unserer Tür liegen haben. Doch neben der vernünftigen Abwägung, was nach unserem Dafürhalten den größten Nutzen bringt, gibt es auch Liebe, die verschwendet. Und es gibt besondere Augenblicke, die man ergreifen muss, ohne nach rechts und links zu schauen: „Jetzt bin ich bei euch.“
Palmsonntag
„Christus kommt, um freiwillig den Weg nach Jerusalem anzutreten. Gehen wir mit ihm, der zum Leiden geht, und ahmen wir die nach, die ihm entgegen ziehen! Doch wollen wir ihm nicht Palmzweige und Kleider auf den Weg streuen, sondern wir wollen uns selbst ihm zu Füßen werfen. Wir wollen ihn, das Wort Gottes, bei seinem Kommen aufnehmen, und Gott, den kein Raum zu fassen vermag, soll in unserem Herzen einen Ort finden. Er ist in unsere Niedrigkeit herabgestiegen, um zu uns zu kommen, um mit uns zu leben und um uns durch diese Verbindung zu sich zurückzuführen. Wir wollen heute und jeden Tag zusammen mit den Kindern in den heiligen Ruf einstimmen: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ (Auszüge aus einer Predigt des heiligen Andreas von Kreta).