Zimmer
Gelesen: Andreas Zimmer, Achtsam statt apathisch. Hinweise für eine leidenssensible Ethik angesichts sexualisierter Gewalt (Herder 2025).
Es geht in diesem Buch um sexualisierte Gewalt, aber weder um die Opfer noch um die Täter, sondern das Interesse von Zimmer gilt den sogenannten „Bystandern“, also denen, die zum Umfeld gehörten, aber nichts sahen oder nichts sehen wollten.
Mich hat dieses Buch sehr nachdenklich gemacht und ich bin überzeugt, jeder, der es liest, muss sich fragen, ob er oder sie nicht schon mal Wahrnehmungen weggedrückt hat, entweder mit der Begründung „das geht mich nicht an“ oder „wird schon in Ordnung sein“ oder „ich kenne X, der würde nie jemand Schaden zufügen.“ Es muss ja nicht sexuelle Gewalt sein, es gibt auch andere Formen von Gewalt und Vergewaltigung (geistlicher Missbrauch!), bei denen man sich einmischen müsste...
Ganz schwierig finde ich die Einsicht, dass man niemals einem anderen so sehr trauen sollte, dass man alles, was dieser tut, für richtig hält. Hinschauen - wahrnehmen - nachdenken. Prinzipiell finde ich das richtig und doch gibt es Menschen, auf die ich mich verlasse und denen ich nichts wirklich Böses zutraue...