Blog von Schwester Christiana
Gestern hatten wir einen Studientag zum Thema: „Thomas von Aquin als biblischer Theologe“. Sehr interessant! Aber mir stellt sich die Frage: Woher nahm Thomas von Aquin die Zeit seine Summen und Kommentare zu schreiben? Er war viel unterwegs, zu Pferd und auf schlechten Wegen, er stand in zahlreichen Auseinandersetzungen und starb bereits mit 50. Und dennoch war sein Leben ungeheuer fruchtbar!
Unser Leben ist so viel leichter, aber mir scheint, wir vertrödeln es mit Nichtigkeiten.
Mark Aurel (121-180 n. Chr.) war römischer Kaiser und stoischer Philosoph, hat also wenig Gemeinsamkeiten mit mir oder meinen Lesern. Aber wo er recht hat, hat er recht.
Im Epheserbrief heißt es, wir seien Gottes Eigentum zum Lob seiner Herrlichkeit (vgl. Eph 1,14). Diesen Gedanken wirklich bis in alle Konsequenzen durchzudenken, verändert das Leben. Er steht allerdings völlig quer zu unserem Wunsch autonom zu sein.
Das Tagesgebet der vergangenen Woche lautet in der Übersetzung, die wir in Mariendonk verwenden:
„Gott, du läßt den Irrenden das Licht deiner Wahrheit leuchten, damit sie den Weg wieder finden, schenke allen, die sich als Christen bekennen, dass sie alles von sich weisen, was diesem Namen widerspricht, und eifrig erstreben, was ihm gemäß ist.“
Das ist ein Gebet, das man oft beten sollte - für sich selbst, für die eigene Gemeinschaft, für unsere Kirche und für alle Christen.
„Wir sind so geschaffen, dass unsere eigentliche Aufgabe darin besteht, kleiner zu werden, uns zurückzuziehen, hintanzusetzen, auf uns zu verzichten, damit Gott Gott sein kann. Wir schenken Gott unseren Raum. Und er macht sich unseres Geschenks bedürftig. Gott und Mensch schenken sich gegenseitig den Raum. Liebe ist gegenseitige Raum-Zusprache. Von daher erhalten auch kleine Gesten, wie jemandem den Vortritt lassen beim Betreten eines Raumes, ihren tiefsten Sinn“ (aus: E. Baer, Alles ist Preisen vom Ewigen her. Friedrich Weinrebs Gedanken über die Psalmen).