Blog von Schwester Christiana
„Wir sind nicht einsam, auch wenn es uns so vorkommt. Mögen auch wenige von denen, die jetzt leben, uns verstehen und uns recht geben, aber jene Scharen der Frühzeit, die gleich uns geglaubt, gelehrt und gebetet haben, leben jetzt bei Gott, und mit ihren vergangenen Taten und ihren gegenwärtigen Stimmen rufen sie vom Altar. Sie ermuntern uns durch ihr Beispiel und erfreuen uns durch ihre Gesellschaft; sie sind uns zur Rechten und zur Linken“ (J.H. Kardinal Newman).
Sehr lohnend ist der Film „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“. Malte Ludin setzt sich darin mit seinem Vater auseinander, der als SA-Offizier in der Slowakei für die Judendeportationen verantwortlich war. Dabei geht es nicht um die Geschichte des Vaters, sondern um die Art und Weise, wie seine Familie mit dieser Geschichte umgeht und wie schwer es ist, die eigenen Erinnerungen zu überschreiben („unser Vater kann das nicht gewußt haben“). Ich finde diesen Film aus denselben Gründen, aus denen ich die Bücher von Ruth Krüger lohnend finde, wichtig: Er liefert uns eine Folie für Überlegungen zu aktuellen Problemen.
Manchmal staune ich über das Wunder unserer Gemeinschaft. Ich bin seit 43 Jahren im Kloster und immer wieder frage ich mich voll Dankbarkeit, womit ich es eigentlich verdient habe, dass es 20 andere Menschen gibt, auf die ich mich bedingungslos verlassen kann. Ich finde das überhaupt nicht selbstverständlich, zumal ich weiß, dass viele andere Wohngemeinschaftsmodelle eine deutlich kürzere Lebensdauer haben.
Die Beziehung zu meinen Mitschwestern ist mit keiner anderen Beziehung zu vergleichen. Es fehlt die Vertrautheit, die man bei Geschwistern oder alten Schulfreunden empfindet und die selbst dann bleibt, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat, weil man verschiedene Wege geht. Es fehlt die Freiheit, die man bei Freunden hat und die darauf beruht, dass jeder sein eigenes Leben führt, man aber an dem des anderen teilhaben kannt. Trotzdem ist die Beziehung zu meinen Mitschwestern nicht lose und oberflächlich wie zu Bekannten und Mitarbeitern, die wechseln können. Ich würde sie im Gegenteil tiefer als jede andere Bindung nennen, aber ihr „Bindemittel“ ist nicht Natur (wie bei Verwandten) und auch nicht freie Entscheidung und Sympathie (wie bei Freunden), sondern Christus selbst und so stehen sie mir am nächsten von allen Menschen.
„Die Vielfalt der zeitlichen Gestalten trennte den Menschen von der göttlichen Einheit und vervielfältigte seine Gefühle. So entstand eine lästige Fülle und sozusagen eine reiche Armseligkeit“ (Augustinus, Über die wahre Religion 21,41).
Nochmal zu meinem vorigen Blog:
Anruf einer Frau, die einen Eintritt bei uns erwägt und für einige Tage zu Besuch kommen möchte. Als alles geklärt ist und die Gastschwester das Gespräch gerade beenden will, kommt eine letzte Frage: „Gibt es bei ihnen Mundkommunion?“ - „Bei uns kann jeder die Kommunion so empfangen, wie er möchte.“ - „Aber ihre Gemeinschaft, wie hält die es?“ - „Wir empfangen die Kommunion ehrfürchtig mit der Hand.“ - „Dann kommt Mariendonk für mich nicht in Frage!“ Und zu Ende war jeder Kontakt.
Das ist die eine Seite. Die andere: Wir erklären unseren Gästen bei ihrem ersten Besuch, dass unsere Kirche nicht wünscht, dass Nichtkatholiken in ihr zur Kommunion gehen. Sie können aber den rechten Arm über die Brust legen und bekommen dann vom Priester den Segen. Neulich hörte ich, dass es katholische Gäste gibt, die nicht mehr zu uns kommen, weil wir so intolerant sind und evangelische Christen mobben...