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Blog von Schwester Christiana

28. Juni 2024

Immer wieder die Frage: Müssten wir als Kloster nicht in den Sozialen Medien präsent sein?
Immer wieder die Antwort: Eigentlich ja, denn sonst sind wir, vor allem für junge Menschen, nicht existent.
Und immer wieder die zweite Antwort: Schon jetzt zwingt uns die Digitalisierung zu immer größerer Geschwindigkeit und hindert uns am schweigenden Hören. Wieder in die „Wüste“ zu gehen, scheint mir für ein monastisches Leben - im Grunde für jedes christliche Leben - überlebenswichtig. Nicht einmal im Jahr ein paar Tage, sondern täglich.
Man muss sich entscheiden, nicht unbedingt zwischen gut und böse sondern zwischen dem einen Notwendigen und allem anderen.

25. Juni 2024

Je älter Menschen werden, umso schwerer fällt es ihnen oft, die jetzige Gesellschaft mit ihren Dynamiken nicht nur als dekadent wahrzunehmen. Unwillkürlich wird das, was man liest und hört, mit der eigenen Lebenserfahrung verglichen und dann davon ausgegangen, dass Menschen, die ganz anders leben, als es die eigenen Ideale vorgeben, nicht wirklich glücklich sein können. 
Ich würde mir für mich selbst wünschen, dass ich bis ins hohe Alter Menschen und Vorgänge - gerade auch in ihrer Fremdheit - interessiert und offen wahrnehme, ohne sie sofort zu beurteilen und in meine Erfahrungen einzuordnen. Das ist schwer, zumal der Anspruch bleibt, das Böse und Zerstörerische zu erkennen und zu benennen.

22. Juni 2024

Zur Zeit lesen wir den Propheten Jesaja, vor allem in den Kapiteln 13-34 ein extrem schwieriges Buch. Aber immer wieder gibt es Verse, bei denen ich aufhorche und sehnsüchtig wünsche, der Herr möge sie erfüllen. Das gilt z.B. für die Verheißung: „An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen... zur Heldenkraft für die, die den Krieg zum Stadttor hinausdrängen“ (Jes 28,5f).

18. Juni 2024

Professor Sellmann wehrt sich gegen das Wort "beschimpft" in meinem Blogartikel vom 12.6., wenn er mir schreibt: "Ich lege Wert auf die Tatsache, dass ich niemanden beschimpft habe. Dies ist eine unzulässige Bewertung; wenn man meine Interviews zur Priesterstudie liest, kann man bemerken, dass ich mich um eine ausgewogene Bewertung der Lage bemühe. Mir geht es darum, dass die Priester, die wir in der Mehrzahl haben, gegen ihre Motivation einsetzt. Da haben beide Seiten eine Bring- und eine Holschuld. Ich würde mich freuen, wenn die Äbtissin das richtigstellt, denn so ist es nicht fair von ihr." Mit der Kritik an meiner Wortwahl hat er Recht, ich nehme den Ausdruck "beschimpft" hiermit zurück.

15. Juni 2024

Charismenorientierung bedeutet nicht, dass jeder nur das macht, was er selbst gerne möchte. Ich glaube im Gegenteil, dass die meisten Menschen ihre eigenen Charismen erst dann kennenleren, wenn sie Aufgaben übernehmen, die sie selbst nicht gewählt haben. Unser Selbstbild ist keineswegs immer unverzerrt, oft träumen wir uns etwas zusammen und leben an uns selbst vorbei. Vieles von dem, was ich in unserer Gemeinschaft an Aufgaben übernommen habe, hätte ich selbst niemals gewählt, aber es hat mich bereichert und letztlich glücklich gemacht. Trotzdem bleibt bestehen, dass man weder von Kaninchen verlangen kann, Gazellen zu jagen, noch von Löwen, zufrieden an Möhren zu knabbern.

12. Juni 2024

Vor einiger Zeit war „Charismenorientierung“ ein in der Kirche oft gehörtes Schlagwort. Gemeint war, die in einer Gemeinde vorhandenen Charismen bewusst als Zeichen Gottes wahrzunehmen, nicht Menschen in vorhandene Aufgabe hineinzupressen, sondern die anzupackenden Aufgaben abhängig zu machen von denen, die da waren und sich einbringen wollten. Ich fand dieses Konzept gut, denn es beruhte auf dem Vertrauen, dass Gott uns geben wird, was wir brauchen.
Wenn ich jetzt das betretene Gejammer aufgrund der neuen Priesterstudie höre bzw. lese, frage ich mich, ob „Charismenorientierung“ inzwischen vergessen ist. Prof. M. Sellmann sah bei der Vorstellung der Studie folgende Probleme: „Die Priester sehen sich selbst in der Mehrzahl nicht als gestalterische Führungskräfte; ohnehin scheinen sie in der Mehrzahl mit den Settings und Werten der modernen Gesellschaft zu fremdeln. Sie fremdeln zudem mit den Anliegen von Kirchenreform. Daher werden sie wenig dazu beitragen, Kirche und Gegenwartsgesellschaft einander kreativ zu erschließen. Die Priester sind erkennbar auch nicht Mitträger des Synodalen Weges in Deutschland... Die Priester streben ein Kompetenzprofil an, das auf „Person“ und „Spiritualität“ setzt... Ihr Motivationsmuster ist größtenteils liturgisch, nahweltlich und individualistisch.“ Im Klartext heißt das: Die kommenden Priester haben Charismen, die nicht dazu dienen werden, die jetzigen Strukturen zu bedienen, sie verstehen sich als Geistliche und die wollen und brauchen wir nicht mehr.
Interessant war für mich ein Gespräch mit zwei älteren Priestern, beide Mitte 60, die nach Jahrzehnten in der Pfarrseelsorge letzte Woche entpflichtet wurden. Beide wollen weiter als Priester tätig sein, aber nicht in einer Pfarrei („das hat keine Zukunft mehr“), schon gar nicht in der Verwaltung, sondern nur noch in der Seelsorge. So groß ist der Graben zwischen jungen und alten Priester also nicht... Dass es schwierig wird, noch Bischöfe, Generalvikare und leitende Pfarrer zu finden, stimmt allerdings, aber dieses Problem löst man nicht, indem man die kommenden Priester als untauglich beschimpft. Schauen wir lieber auf ihre Charismen und fragen uns, was der Herr uns damit sagen will. 
Wer sich für die Ergebnisse der Priesterstudie interessiert, findet die wichtigsten Ergebnisse unter:
https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/priesterstudie-veroeffentlicht