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Blog von Schwester Christiana

16. März 2025

In den letzten Wochen las ich die Autobiographie von Papst Franziskus „Hoffe“, ein Buch, das ich sehr inspirierend fand, Mut machend und zum Nachdenken anregend. Gleichzeitig auch ein Buch voll von Gedankensprüngen und überraschenden Einfällen, kein Buch eines deutschen Professors, sondern eines Mannes, der aus armen Verhältnisses kommt und sich jeden Tag aufs Neue wundert, dass er Papst ist, ein Mensch, der Fehler erkennt, benennt und noch nach Jahren versucht, sie gut zu machen. Ich werde in den nächsten Tagen einige für mich wichtige Gedanken aus diesem Buch zitieren, heute nochmal zum Thema Krieg:
„Krieg ist nur ein Wahnsinn, der die Händler des Todes mästet und die Unschuldigen dafür bezahlen lässt. Würde man ein ganzes Jahr keine Waffen produzieren, könnte man den Hunger in der Welt ein für alle Mal besiegen. Ein einziger Tag ohne Militärausgaben würde 34 Millionen Menschen retten. Stattdessen steigen die Rüstungsausgaben schneller als je zuvor... und der Hunger mit ihnen“ (310).
„Jene, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, werden voller Misstrauen beäugt, als wären sie Kollaborateure, die 'den Feind' unterstützen... Und so wird an die Kirche der Wunsch herangetragen, dass sie sich auf die Sprache dieser oder jener politischen Richtung einlässt, nicht aber auf die Worte Jesu. Und man wünscht sich einen Papst, der zum Militärgeistlichen des Abendlandes wird, statt als Hirte einer universellen Kirche zu wirken. Offensichtlich ist nichts skandalöser als der Frieden...“ (311).

14. März 2025

Es gibt Sätze im Evangelium, bei denen mir der Atem stockt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Jemand der so etwas sagt, muss entweder verrückt geworden oder Gott sein, vor dieser Entscheidung  sollte man sich nicht drücken. „Wer Jesus nur noch zum 'Bruder' und 'Menschenfreund' macht, nimmt ihm die Autorität, die Wahrheit zu sein.“

11. März 2025

In Ps 26,10 findet sich der Vers: „An ihren Händen klebt Schandtat, ihre Rechte ist voll von Bestechung.“ Didymus der Blinde, ein christlicher Schriftsteller des 4. Jhs, sagt in seinem Kommentar zu dieser Stelle, dass wir alle korrupt sind, wir lassen uns bestechen und bestechen andere. Spontan wehren wir uns gegen diesen Vorwurf. Didymus erklärt, dass wir bestechlich sind, wenn wir in unserem Verhalten anderen Menschen gegenüber darauf achten, wen wir vor uns haben und dementsprechend entgegenkommend oder abweisend sind. Ja, er geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er erklärt, dass man auch von sich selbst Geschenke annehmen kann. Vermutlich hat er hier die vielen kleinen Selbstbelohnungen im Auge, mit denen wir uns selbst motivieren, unangenehme Dinge zu tun. Die Gefahr dahinter ist Sucht in all ihren Formen.

08. März 2025

Was ich gestern sagen wollte, fand ich, als am Abend der Vatikan-Newsletter kam, viel besser in dem Artikel "Fragen zur Aufrüstung" ausgedrückt.

07. März 2025

Der Blick in die Zeitung wird zunehmend zum Albtraum: Offen und unverblümt wird verkündet, dass wir in einer Zeit der Aufrüstung leben. Die Wirtschaftsseiten großer Zeitungen empfehlen Aktien der Rüstungsindustrie unverhohlen als lukrative Geldanlage. Diese Entwicklung verschlingt enorme Summen. Wenn wir sie tatsächlich wollten, müssten wir lernen, Verzicht zu üben. Doch das scheint niemand zu wollen – im Gegenteil: Die Gier nach immer mehr bleibt ungebrochen. Ausbleibende Lohnerhöhungen oder gar höhere Steuern würden die Bevölkerung beunruhigen und bestehende Spannungen verschärfen. Also spart man dort, wo es scheinbar niemandem direkt wehtut: bei der Entwicklungshilfe und im Umweltschutz. Es ist zum Verzweifeln: Die Reichtümer dieser Welt werden den Ärmsten zu Dumpingpreisen entrissen, nur um in den Industrieländern zu Waffen verarbeitet zu werden – auch Computer sind letztlich Waffen. Währenddessen hungern Millionen oder sind auf der Flucht. Das alles kann nicht richtig sein!

05. März 2025

Der Begriff „Fastenzeit“ führt in die Irre, denn es geht nicht um weniger, sondern um mehr, vor allem geht es darum, sich mit Freude auf das Osterfest vorzubereiten. Das christliche Zeitverständnis ist seinem Wesen nach linear, d.h. geschichtlich, es gibt keine ewige Wiederkehr des gleichen, sondern jeder von uns hat sein einmaliges Leben. Auch in der Geschichte wiederholt sich nichts; das Volk Israel ist nur einmal aus Ägypten ausgezogen, und auch Christus hat ein für allemal am Kreuz gelitten und ist dann zum Vater aufgestiegen. Zugleich gibt es aber die natürliche Zeit, das Jahr und den Monat, und damit auch ein zyklisches Element in unserem Zeitverständnis, das uns hilft, die geschichtlichen Ereignisse immer wieder an besonderen Tagen herausgehoben zu feiern. Doch in Wahrheit ist immer Ostern, denn in jeder Messe begehen wir Tod und Auferstehung Jesu Christi und werden von ihm vor den Vater gebracht. Doch wie der Begriff „Fastenzeit“ die Vorstellung von Verzicht und Mangel hervorruft, so ist für uns ein „Opfer“ etwas Hartes und Schweres, der Begriff „Opfer“ kommt aber vom lateinische Wort „offere“ - hinauftragen: Christus ist der Hohepriester, der die ganze Welt zu Gott hinaufträgt, und die Zeit vor Ostern sollte eine Zeit sein, in der wir neu und bewusst dafür danken. Dann wird es eine gute Zeit.