Zum Hauptinhalt springen

Blog von Schwester Christiana

11. Dezember 2025

Eine Großmutter erzählt begeistert von ihrer Vorfreude auf Weihnachten: „In der Familie werden Weihnachtslieder gesungen, der Baum leuchtet im Schmuck unzähliger Lichter, meine Enkelkinder strahlen und legen feierlich eine Puppe in die Krippe - das ist für mich schöner als jede Messe.“ Je nachdem, was sie mit „schön“ meint, hat sie sogar recht, die Messe kann schön gestaltet werden, aber im Kern bleibt sie immer hart und sperrig, denn es geht um das Gedächnis von Kreuz und Auferstehung - auch an Weihnachten. Ich verurteile diese Frau nicht, aber es tut mir weh, dass Menschen, die Jahrzehnte treu zum Gottesdienst gekommen sind, am Ende ihres Lebens eine Familienfeier schöner finden.

08. Dezember 2025

Es gibt einen Text von Gregor von Nyssa, den ich schon einmal in Auszügen zitiert habe, mit dem ich mich aber neu beschäftige, weil ich ihn nächsten Samstag in einem von mir angebotenen Glaubensgespräch zugrunde legen möchte, und bei dem ich plötzlich dachte, dass er auch zum heutigen Hochfest der Unbefleckten Empfängnis passt. Denn oft stellt man sich Maria viel zu statisch vor, als sei sie immer und unwandelbar dieselbe gewesen. Ich glaube, das Gegenteil war der Fall, im Unterschied zu uns setzte sie dem inneren Wachstumkeine Hindernisse entgegen und lebte daher ungeheuer dynamisch.
„Es könnte einer behaupten, das Gute sei schwer zu erfüllen, da nur der Herr der Schöpfung unwandelbar ist, die menschliche Natur sich jedoch verändern könne. Wie ist es also möglich, mit einer wandelbaren Natur im Guten fest und unverrückbar zu stehen? 
Doch seine Wandlungsfähigkeit benutzt der Mensch keineswegs allein zum Bösen, dann wäre es ja unmöglich, dass er im Guten lebt, wenn er von Natur aus einzig zum Gegenteil geneigt wäre. Das Schönste, was die Wandlungsfähigkeit des Menschen vollbringen kann, ist das Wachsen im Guten, wobei jedesmal die Veränderung hin zum Besseren den, der sich wirklich ändert, zum Göttlicheren hin bringt. 
Also hat unsere Aussage erwiesen, dass das, was furchterregend zu sein scheint - nämlich die Wandelbarkeit unseren Natur - uns wie ein Flügel zum Flug hinauf zum Höheren führt, so dass es geradezu eine Strafe für uns ist, die Veränderung auf das Bessere hin nicht annehmen zu können. Daher darf man nicht wehklagen, wenn man in der Natur das erblickt, was zur Veränderung geeignet ist, sondern man soll sich zum Besseren hin verändern, von irdischem Ruhm zu himmlischer Herrlichkeit soll man seine Gestalt ändern und so umkehren, dass man Tag für Tag wächst, immer besser und vollkommener wird und doch nie an die letzte Spitze der Vollkommenheit gelangt. 
Denn das ist in Wahrheit die Vollendung, niemals im Wachsen zum Guten hin stehen zu bleiben und mit keinem Endpunkt die Vollkommenheit zu begrenzen“ (Gregor von Nyssa, Über die Vollkommenheit 15).    

05. Dezember 2025

Wir essen und trinken, bereiten uns auf Weihnachten vor, haben als Gemeinschaft und jede für sich ihre Freuden und Leiden - leben ganz „normal“. Das ist die erste Ebene unseres Lebens.
Gleichzeitig droht ein Krieg, das Wettrüsten hat unverhohlen eingesetzt und die durch andere Kriege, aber auch durch den Klimawandel um ihre Existenz gebrachten Menschen stehen vor unserer Tür oder sind schon drinnen, wir aber wollen es nicht wahrhaben. Wir wollen einfach nur „normal“ leben und wenn möglich diese zweite Wirklichkeit zumindest im Advent vergessen.
Die dritte Ebene: „Siehe ich stehe vor der Tür“ (Offb 3,20).

29. November 2025

Das Evangelium sei keine Drohbotschaft. Das stimmt, heißt aber nicht, dass jeder machen kann, was er will, und damit alles gut ist. Christentum heißt:  Du musst dein Leben ändern - radikal.
Origenes schreibt: „Die Welt schläft in Trägheit. Da durchzieht Paulus als Bote Christi die Welt und verkündet, dass das Licht da ist und dass es Zeit ist, vom Schlaf aufzustehen. Die Nacht ist vorgerückt, sagt er. Die Nacht ist die Zeit, in der die Unwissenheit die Menschen beherrscht hat. Der Tag der Erkenntnis steht bevor, weil die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen will und die Finsternis immer mehr schwindet. Die Zeit der kommenden Welt rückt näher, denn die Tage fließen dahin. Die vergangene Zeit wird länger, während die noch ausstehende Zeit kürzer wird. Darum ist unser Heil jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden, und es kommt uns täglich näher. Die Ankunft dieses Tages geschieht aber auch an jedem einzelnen Menschen. Wenn Christus in unserem Herzen ist, wird es für uns Tag. Wenn die begründete Einsicht unsere Unwissenheit vertreibt, wenn wir die unangemessenen Taten meiden und allem nachstreben, was gottesfürchtig ist, dann befinden wir uns im Licht“ (Aus dem Kommentar des Origenes zum Römerbrief 9,32, etwas gekürzt).

25. November 2025

Ich bin ständig damit konfrontiert, dass die Inhalte des Glaubens als „meine Meinung“ angesehen werden, auch innerhalb der Kirche. Doch bin ich wirklich „der Meinung“, dass Jesus aus der Jungfrau Maria geboren wurde und dass er von den Toten auferstand? Nein, wenn ich selbst darüber nachdenke, wäre ich nie auf solche Gedanken gekommen. Es ist die Lehre der Kirche, der ich mich im Glauben unterstelle und die völlig konträr ist zu dem, was ich selber meinen würde. Selbst würde ich ganz klar davon ausgehen, dass eine Frau ohne Mann kein Kind empfangen kann und dass wer tot ist, auch tot bleibt. Aber wen interessiert „meine Meinung“ angesichts der Offenbarung Gottes? Es ist mir rätselhaft, wie viele Menschen - auch Theologen - meinen, Gott müsse sich nach unseren Plausibilitäten richten. Ich halte es eher mit Augustinus: „Si comprehendis, non est Deus“ - „Wenn du es verstanden hast, ist es nicht Gott.“ Gott ist nicht widervernünftig, aber er ist größer als unser Denken.

22. November 2025

„Nicht so wollen wir fortschreiten, dass wir aus Neuen Alte werden, sondern eben das Neusein soll wachsen“ (Augustinus, Zu Ps 131).