Zum Hauptinhalt springen

Blog von Schwester Christiana

14. Februar 2024

Gestern sagte mir eine ältere Mitschwester, wie sehr ihr die Fastenzeit bevorsteht: „Eine Zeit, in der ich meine Unzulänglichkeit immer besonders deutlich spüre...“ Ich kann sie gut verstehen, denn ich empfinde oft genauso. Ich möchte umkehren, mich ganz und gar Christus zuwenden und weiß schon von vornherein, es wird wieder nur halbherzig geschehen.
Dazu ein Gedanke aus unseren Exerzitien, die heute begonnen haben und bei denen das Hohelied das Thema ist. „Zieh mich hinter dir her!“ (Hld 1,4). Auch wir dürfen als einzelne, als Gemeinschaft, als Kirche so bitten: Herr, ich bin schwach, zieh mich hinter dir her, sonst bleibe ich hoffnungslos zurück. Denk daran, dass du versprochen hast : „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32). 

12. Februar 2024

Im 1 Johannesbrief heißt es: „Wir haben der Liebe geglaubt“ (1Joh 4,16). Liebe ist das Unglaublichste, was es gibt. Schon unter Menschen, aber mehr noch zwischen Gott und Mensch. Warum sollte der Schöpfer des Himmels und der Erde mich lieben? Und genau das ist die Grundbotschaft der Bibel, der leider nur wenige in Deutschland glauben. Es ist eine frohe Botschaft - Evangelium - , aber sie ist zugleich sehr anspruchsvoll, denn sie fordert meine, egal wie schwache Gegenliebe. Damit gilt aber auch, was ich neulich las: „Die Liebe bindet, das macht sie zunehmend unbeliebt.“

10. Februar 2024

„Liebe ist das unbegrenzte Einverstandensein mit Gottes Wille und Verfügung, mag dieser Wille schon geäußert sein oder nicht; sie ist Jawort im voraus zu jedem, was immer es sein mag, und wäre es Kreuz und Versinken in der absolute Verlassenheit oder Vergessenheit oder Vergeblichkeit oder Unbedeutendheit. Jawort des Sohnes zum Vater, Jawort der Mutter zum Engel, der Gottes Willen bringt, Jawort der Kirche mitsamt ihren Gliedern zu ihrem souverän verfügenden Herrn“ (H.U.v.Balthasar, Glaubhaft ist nur die Liebe 83).
Es gibt Sätze, bei denen ich weiß, dass sie absolut richtig sind, obwohl ich vor ihrem Anspruch immer wieder versage. Auch da wo ich mich auflehne und das mit dem, „was menschlich ist“, rechtfertige oder mit dem Vorbild des Ijob, bleibt die Sehnsucht nach einem vollen Ja, denn nur das wird mich wirklich glücklich machen. 

07. Februar 2024

In unserer Gemeinschaft mache ich die Erfahrung, dass wir uns in den wichtigen Dingen schnell einig sind. Darüber bin ich froh, nicht nur weil es meine Aufgabe erleichtert, sondern vor allem weil es zeigt, dass wir eine gemeinsame Basis haben, von der her wir die Dinge beurteilen. In kleineren, relativ unwichtigen Dingen erlebe ich dagegen, dass die Zufriedenheit am größten ist, wenn ich einfach entscheide. Wenn ich dagegen drei Möglichkeiten zur Wahl stelle („wir können an Karneval dies oder das oder jenes tun...“), erhebt sich eine lange Diskussion - je unwichtiger die Frage, umso länger - und zum Schluss gibt es auf jeden Fall Verliererinnen. 
Ich glaube, das ist eine Beobachtung, die auch für größere Gruppen von Menschen zutrifft: Alles zu diskutieren und zu problematisieren, führt zur Frustration und nimmt die Kraft, die man für die wichtigen Fragen braucht.

03. Februar 2024

Eben habe ich einen Priester der Neuapostolischen Kirche kennen gelernt, einen älteren Mann, der mit einer Lieferung in unser Haus kam. Ich weiß so gut wie nichts über die Neuapostolische Kirche, aber dieser Mann hat mich beeindruckt in der Art, wie er seinen Glauben lebt. Kein Eiferer, der mir irgendetwas beweisen wollte, sondern einfach ein Mensch, bei dem der Glaube an Jesus Christus das gesamte Leben prägt und der eine große Freude ausstrahlt. Ganz oft erlebe ich das in unserer Kirche nicht, sie bildet für viele Katholiken, selbst wenn sie „praktizieren“, den religiösen Hintergrund ihres Lebens, ist aber nicht der eigentliche Lebensraum, der alles andere bestimmt und verwandelt. 

30. Januar 2024

Als Tischlesung hörten wir in den letzten Wochen: Stephen Fry, „Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt“. Sehr amüsant, manchmal ziemlich anzüglich, aber auch bildend. Das goldene Vlies, der Faden der Ariadne, Medea, Herakles, Theseus, die Amazonen, das Bett des Prokrustes - ich verband nur vage etwas damit. Und mir wurde sehr klar, was C.S.Lewis meint, wenn er alle Mythen der Völker für Vorbilder des Heilsgeschehens in Christus ansieht, allerdings mit dem Unterschied, dass das Heilswirken Christi kein Mythos ist, sondern reale Geschichte.