Blog von Schwester Christiana
Joh 21,18 mag in den Ohren mancher Menschen bedrohlich klingen, für mich ist es ein Verheißungstext. Irgendwann werde ich so weit sein, dass ich Ja sage zu Gottes Führung und dann wird er mich an einen Ort bringen, an den zu kommen ich mir von mir aus niemals gewünscht hätte, an einen Ort, der zu großartig ist, als dass ich ihn mir als Ziel setzen konnte.
Heute haben wir eine Mitschwester beerdigt. Sehr deutlich empfinde ich jedesmal beim Tod einer Mitschwester, dass wir füreinander ein Geheimnis bleiben. Ich habe 44 Jahre mit dieser Schwester zusammengelebt, aber kenne ich sie? Sie hat mir manches von sich erzählt, aber ganz vieles, sowohl von den Wunden ihrer Vergangenheit als auch von der Freude ihres Glaubens nimmt sie mit sich ins Grab. Es gibt in jedem Menschen einen Bereich, zu dem nur Gott Zugang hat.
In den Abschiedsreden bittet Jesus den Vater, dass seine Jünger „eins sind wie wir“ (Joh 17,11). In der heutigen Gesellschaft wird Verschiedenheit („Diversität“) viel mehr als früher wahrgenommen und geschätzt. Paradoxerweise führt das zu einem ungeheuren Druck, nur ja keine vom Mainstream abweichenden Meinungen zu äußern. Jesus stellt uns als Vorbild die Trinität vor Augen: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei und als diese drei völlig eins, ihre Verschiedenheit ist so groß, dass zwischen ihnen die ganze Schöpfung Raum hat, und so sehr eins, dass wir uns als Monotheisten bezeichnen können. Das ist ein Modell für die Kirche: Verschiedenheit der Charismen, der Geschlechter, der Herkunft, der Traditionen sind ein großer Wert, der ihren Reichtum ausmacht. Das gilt aber nur, wenn zugleich alle das Eigene immer wieder zurücknehmen auf das hin, was unser Zentrum ist: Das Wort Gottes. Nur so wird Verschiedenheit nicht zur Spaltung und Spaltung nicht zur Feindschaft.
Anbeten:
Am Nichts vorbei
hinein in Gott fallen.
(B.Weiß)
Himmelfahrt - ein Ereignis, das fast noch schwerer zu vermitteln ist als die Auferstehung. Bei der Auferstehung ist zumindest der Ausgangspunkt und das Ergebnis irgendwie klar, jeder weiß, wie ein toter Mensch aussieht, was ein Grab ist und wie sich Leben zeigt. Aber was soll man sich unter Himmelfahrt vorstellen, dafür gibt es keinerlei Vorbilder, höchstens im Märchen und in der Mythologie.
Viele Christen meinen, dass Jesus die menschliche Natur bei der Himmelfahrt abgestreift hat und jetzt wieder nur Gott ist. Aber das ist falsch, und verzerrt, was wir heute feiern: Jesus ist als Mensch mit Leib und Seele in den Himmel aufgestiegen. Die Engel und Erzengel, die ihn vor der Menschwerdung als den ewigen Sohn Gottes angebetet haben, verehren jetzt den, der für immer Gott und Mensch zugleich ist. Das bedeutet, dass es seit der Himmelfahrt für Menschen möglich ist, in der Gegenwart des dreifaltigen Gottes zu leben.
„In Christus ist unsere armselige menschliche Natur über das gesamte Himmelsheer emporgestiegen, über alle Chöre der Engel und über die höchsten Mächte, um den Thron zur Rechten Gottes, des Vaters, einzunehmen“ (Leo der Große).
„Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9). Immer wieder die Frage: Was ist Liebe, wie bleibt man in der Liebe, wie zeigt sich, was ein Mensch liebt? Wohl vor allem darin, wofür er Zeit hat. Der erste Schritt um mehr zu lieben, ist, die eigene Zeit zu entmüllen. Was muss ich wirklich unbedingt tun, was könnte ich auch lassen? Keinen Tag völlig vorplanen, Raum lassen für das Wunder, das möglicherweise anklopft.
Niemals wird es uns gelingen, die welt
zu enthassen
Nur dass am ende uns nicht reue heimsucht
über nicht geliebte liebe
R.Kunze