Blog von Schwester Christiana
In der Eifel gibt es die sogenannte NS-Ordensburg Vogelsang, ein großes Gelände, auf dem die Nazis eine Schulungsstätte für ihre Führungsleute eingerichtet hatten und das erst seit 2016 wieder für alle offen ist. Eine beeindruckende Dauerausstellung („Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“) macht deutlich, wie die Nazis vorgingen. Einige Mitschwestern waren in diesem Sommer dort und erzählten, wie ähnlich manche Formen, die dort gelebt wurden, denen waren, die es früher auch bei uns gab. Sie äußerten Erleichterung, dass es nicht mehr so ist.
Ich sehe das genauso, zumal ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Geistlicher Mißbrauch“ beschäftigt habe, aber zugleich glaube ich, dass wir in der Gegenwart durch all die Negativbeispiele aus dem Blick verlieren, welch hoher Wert Gehorsam ist. Wer meint, selbst am besten zu wissen, was gut für ihn ist, bleibt in der Enge des Eigenen und wird am Schluss auch nicht mehr auf Gott hören können.
Immer wieder kommt in der Bibel der Gedanke vor, dass der Glaube etwas ist, was uns vor den anderen diskreditiert (z.B. Jer 20,7f) und damit verbunden die Mahnung, sich seines Glaubens nicht zu schämen (z.B. 2Tim 1,18). Wer glaubt, macht sich lächerlich und die Versuchung, sich Christi und seiner Worte zu schämen (vgl. Lk 9,26), sei es auch, indem man sie solange uminterpretiert, bis sie auch in den Ohren aufgeklärter Freunde unanstößig klingen, ist groß. Doch Christ kann man nicht sein, wenn man sich nicht dem Wort des Apostels Paulus aussetzt: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken“ (Röm 12,2). Christ-Sein bedeutet Anders-Sein, das ist nie leicht.
Vor einigen Tagen habe ich den Film „Laufen“ mit Anna Schudt in der Hauptrolle gesehen. Es geht um eine Frau, die den Suizid ihres Lebensgefährten bewältigen muss, zugleich aber auch um die Kraft der Freundschaft. Ein lohnender Film, der trotz der ernsten Themas nicht deprimiert, sondern Mut macht.
(https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der-woche/laufen-100.html
Bei Thomas von Aquin findet sich die Frage, ob es nicht Sünden gibt, die schlicht und einfach aus Unwissenheit begangen werden. Thomas gibt das zu, meint aber, letztlich stehe hinter diesen Sünden immer geistliche Trägheit, das Laster der Acedia.
Wir finden es oft mühsam, Dinge wirklich zu durchdenken, wollen unsere Ruhe haben und tun dann irgendwas, meistens das, was alle tun oder was uns gerade in den Sinn kommt. Mit den Folgen unseres Tuns konfrontiert, können wir mit Fug und Recht sagen: Oh, das wollte ich nicht, das habe ich nicht gewußt. Das Versagen liegt in diesem Fall früher als die Tat.
Mein Sommerbuch: Rafik Schami, Reise zwischen Nacht und Morgen. Wie alles von Schami ernst und zugleich märchenhaft verträumt. Und vor allem sehr sehr liebevoll.
Der Spätsommer ist in diesem Jahr am Niederrhein berauschend schön. Es hat in den vergangenen Wochen viel geregnet und die Natur ist grüner und üppiger als in den vergangenen Jahren. Jetzt scheint die Sonne und das Grün der Wiesen ist so strahlend, dass es fast weh tut. Vor allem aber hat sich die Bruchlandschaft mit ihren kleinen Flüssen, Mooren, Seen und Tümpeln von der Trockenheit der vergangenen Jahre erholt, überall glitzert Wasser. Ich fahre viel mit dem Rad, gerne auch allein und tue nichts als schauen.