Blog von Schwester Christiana
Wir neigen dazu, vor allem wenn wir in eine Sache Zeit, Kraft und Geld investiert haben, unsere Anstrengungen zu intensivieren, wenn es nicht klappt. Nach dem Motto: Mehr vom Falschen muss doch irgendwann zu etwas Gutem werden. Tut es aber nicht. Diesen Irrtum gibt es bei der Unternehmensführung, in der Kindererziehung, in der Kirche, in der Politik. Leider auch bei der Ausübung von Gewalt. Immer mehr Tote werden nicht zu Frieden führen, das weiß im Grunde jeder. Erst wenn die Welt vor dem geschlachteten Lamm niederfällt, ist ein neuer Weg gefunden. Herr, erbarme dich und zeige uns Wege, die wir gehen können.
Worauf kommt es in der Kirche an? Wenn man dem Seher in der Offenbarung glaubt, nicht auf Fortschritt und Erneuerung, sondern darauf „am Wort festzuhalten“ und „nicht zu verleugnen“, „das Gebot zu bewahren“ und „festzuhalten, was man hat“ (vgl. Off 3,7-13). Es ist alles da, wir müssen es nur in seiner Großartigkeit und Schönheit wahrnehmen.
Erneuern müssen wir uns selbst und unseren Glauben
Heute feiern wir das 65. Professjubiläum einer Mitschwester. Sie ist voll Freude diesen Tag erleben zu dürfen, nicht als Beweis ihres eigenen Durchhaltevermögens, sondern als Zeichen der Treue Gottes.
Zwei Gedanken, die ich in dem Buch „Die Kirche lieben“ von Raniero Cantalamessa fand. Zunächst ein Wort von Erasmus von Rotterdam, der auf die Frage, warum er in der Kirche bleibt, geantwortet haben soll: „Ich ertrage diese Kirche in der Erwartung, dass sie sich bessert, denn auch sie ist gezwungen, mich zu ertragen in der Erwartung, dass ich mich bessere.“
Und dann eine geistliche Auslegung von Joh 19,26f: „Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ Wörtlich heißt es dort, dass Johannes Maria „in sein Eigenes“ nahm. Wenn wir Maria als Bild der Kirche verstehen, dann liegt in diesen Versen eine Einladung an uns, die Kirche „zu uns“ zu nehmen, sie „zu unserem Eigenen“ zu zählen, zu dem, was untrennbar zu uns gehört.
Im Jakobusbrief heißt es: „Seufzt nicht übereinander, Brüder und Schwestern, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Jak 5,9). Das an dieser Stelle verwandte Wort bedeutet auch „klagen“ oder „stöhnen“. Wie oft tun wir das, nicht immer laut und mit Worten, wohl aber innerlich seufzen wir oft, wenn wir sehen, was die anderen tun: „Muss das sein?“ - „Wie kann man nur?“ - „Wer soll das jetzt wieder in Ordnung bringen?“. Das innere Stöhnen über einander hat etwas damit zu tun, dass wir alles, was wir erleben, in unser Weltbild einordnen und es bewerten. Und solange wir von uns selbst ausgehen, ist uns das meiste, was die anderen tun, fremd und darum ein Grund, innerlich leise zu seufzen.
Machen wir uns klar, dass diese Haltung eine Form des Richtens ist, die Jesus ausdrücklich verbietet (Mt 7,1). Nur er ist der Richter und nur er hat das Recht über uns zu seufzen: „Da seufzte er im Geist auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen?“ (Mk 8,12). Für uns dagegen gilt die Mahnung: „Seufzt nicht übereinander, Brüder und Schwestern, damit ihr nicht gerichtet werdet. Seht, der Richter steht schon vor der Tür“ (Jak 5,9).
Was wäre die richtige Haltung? Im Jakobusbrief finden wir in den folgenden Versen dazu einige Hinweise: Die Geduld der Propheten und das Erbarmen und Mitleid Christi nachahmen und füreinander beten.