Blog von Schwester Christiana
Vorgestern hatten wir Besuch von einem orthodoxen Juden, der in England in der zionistischen Bewegung aktiv war und mit Frau und sieben Kindern nach Israel ausgewandert ist. Er meinte, dass eigentlich alle Juden in Israel leben sollten, denn die Gebote Gottes wäre für dort erlassen und nur dort zu halten. Natürlich feierten Juden auch in der Diaspora den Sabbat und hielten die Speisegebote, aber sie täten das, um sich für ein Leben im heiligen Land vorzubereiten.
Ist das nicht auch bei uns Christen so? Die Lebensordnung, die das Neue Testament uns vorgibt, ist die Lebensordnung des Himmels, sie übersteigt unsere Möglichkeiten unendlich (man denke nur an die Bergpredigt), aber dennoch bemühen wir uns, sie schon in dieser Welt - wenn auch nur unvollkommen - einzuüben.
Fest der Verklärung des Herrn
Die Verklärung geschieht „nach sechs Tagen“, d.h. nach der Schöpfung, denn um den verklärten Jesus zu sehen, muss man diese Welt übersteigen. Dann wird man wie die Apostel nur noch Jesus sehen, denn die gesamte Heilige Schrift wird in ihm zu einer Schrift geworden sein.
Als Tischlektüre lesen wir zur Zeit von Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine in der Ausgabe von 1996. Ich finde es gut, von diesem Buch über die wichtigsten Ereignisse und Zusammenhänge der ukrainischen Geschichte informiert zu werden, ohne dass die ganz aktuellen Ereignisse den Blick trüben, es geht wirklich um Geschichte und das, obwohl es „kleine Geschichte“ heißt, sehr detailliert und wie mir scheint ausgewogen. Mir war nicht klar, wie viele Völker in der Ukraine lebten und ihr Geschick bestimmten und wie selten das Land ein unabhängiger Staat war. Allerdings wird mir auch klar, ein wie vitates Interesse Russland an diesem Gebiet hat bzw. haben muss. Was natürlich keine Rechtfertigung ist für alles, was dort zur Zeit geschieht.
Unser Leben hat nach allen Seiten Grenzen: Grenzen der Körperkraft, Grenzen der Erkenntnis, Grenzen des guten Willens. Wir sind nicht Gott! Warum aber reizt uns vor allem die Grenze der Autonomie, so dass wir jeden Gesetzesbruch als Triumph der Freiheit empfinden? Man könnte genauso gut lieben bis an die Grenze des Möglichen. Das tun die Heiligen.
Unser Leben hat nach allen Seiten Grenzen: Grenzen der Körperkraft, der Erkenntnis, der Liebesfähigkeit, der Autonomie. Wir sind nicht Gott! Warum aber reizt uns vor allem die Grenze der Autonomie, so das wir jeden Gesetzesbruch als Triumph der Freiheit empfinden? Man könnte genauso gut lieben bis an die Grenze des Möglichen. Das tun die Heiligen.
Gestern hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck „beiger Katholizismus“. Gemeint ist ein Glaube, der kaum noch Farbe hat, sondern sich bis zur Unkenntlichkeit an die gesellschaftliche Mehrheitsmeinung anpasst. Diesem beigen Katholizismus begegne ich oft, auch bei Leuten, denen ich verbunden bin, und er macht mich ratlos und traurig. Insofern war das Symposium zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron in Münster, an dem ich zusammen mit einer Mitschwester teilnahm, für mich eine Quelle der Kraft. Die Vorträge, die Teilnehmer, der Preisträger selbst, sie alle strahlten Freude an der Beziehung zu Christus aus, wobei ihr Glaube nicht nur persönliche Frömmigkeit, sondern intellektuelle Brillanz, ernsthaftes Studium und einen kontemplativen Zugang zur Welt beinhaltet. Josef Pieper, Thomas von Aquin, Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar waren dafür die Gewährsleute. „Don't dump down the faith" - der Glaube ist nicht zu ermäßigten Preisen zu haben.