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Blog von Schwester Christiana

10. Dezember 2023

Der Gedanke, dass das Böse keine Tiefe hat, nicht „radikal“ ist (H. Arendt) beschäftigt mich. Das Böse besteht in Oberflächlichkeit und Verweigerung von Nachdenken? Wird es damit nicht verharmlost?
„Wir sollten keine Flüchtlinge mehr ins Land lassen...“
„Aber wir können sie doch nicht im Mittelmeer ertrinken lassen.“
„Wer sich mit 150 Mann in ein Schlauchboot setzt, ist selbst schuld, wenn er ertrinkt.“
Damit ist für manche die Sache erledigt. Was Menschen dazu bringt, eine solche Fahrt auf sich zu nehmen, wird nicht weiter überlegt.
Ob bei NS-Verbrechen, Gewalt auf den Straßen, Mißbrauch oder auch viel kleineren Sünden, immer verharmlosen wir, was wir tun:
„Die wollte das...“
„Er hat mich provoziert...“
„Ich habe nur getan, was man mir gesagt hat...“
„Ich war an dem Tag nicht gut drauf...“
„Ich habe es nicht so gemeint...“
Heilige sind Menschen, die in die Tiefe gehen: 
- in die Tiefe ihrer eigenen Schuld
- in die Tiefe Gottes
- in die Tiefe des Verständnisses für andere (Herzenskenntnis)
Sünder scheuen diese Tiefe.

08. Dezember 2023

Unbefleckte Empfängnis Mariens - ein schwieriges und oft sehr missverstandenes Fest. Maria war so, wie wir alle ursprünglich von Gott gedacht waren, ohne Sünde und nur auf ihn ausgerichtet, daher lebte sie in einer Ungebrochenheit, die keiner von uns hat. Das bedeutet aber nicht, dass sie unverwundbar war, im Gegenteil, gerade weil sie war, wie sie war, muss sie unvorstellbar unter den Zuständen der Welt gelitten haben, auch schon vor Verkündigung und Geburt Jesu. Aber es war und ist kein Leiden, das sich distanziert, sondern ein liebevolles Mitleiden, in dem sie für uns bei Gott eintritt. 

07. Dezember 2023

Ich bin sicher, dass es zur Zeit nicht leicht ist, Bischof zu sein. Aber die Vorstellung, früher wäre alles besser gewesen, ist trügerisch. Der Heilige des heutigen Tages, Ambrosius, musste auch unter schwierigen Bedingungen Bischof sein, so mußte er z.B. einem Kaiser, der gesündigt hatte, sagen, er dürfe die Kirche erst wieder betreten, nachdem er Kirchenbuße geleistet hatte. Wer würde das heute bei irgendeinem Gemeindemitglied wagen?
Das heutige Tagesgebet lautet: „Gott, du hast uns im heiligen Bischof Ambrosius einen hervorragenden Lehrer des katholischen Glaubens und ein Beispiel apostolischen Freimutes gegeben. Höre auf seine Fürsprache und berufe in deiner Kirche Bischöfe, die deinem Willen gehorsam sind und dein Volk mit Kraft und Weisheit leiten.“

05. Dezember 2023

Jeder, der in der Kirche ein Leitungsamt hat, wird immer wieder zerrissen zwischen dem Gehorsam dem unsichtbaren Gott gegenüber und den Ansprüchen derer, die er führt. Oft ist dabei die Menschenfurcht größer als die Gottesfurcht. Ganz deutlich wird das an König Saul, der dem Propheten Samuel bekennen muss: „Ich habe gesündigt; denn ich habe mich über den Befehl des Herrn und deine Anweisungen hinweggesetzt, ich habe mich vor dem Volk gefürchtet und auf seine Stimme gehört“ (1Sam 15,24).

03. Dezember 2023

„Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen“ (Mt 4,16).
Christus ist das Licht der Welt und er  spricht seiner Kirche ebenfalls das Licht-Sein zu. Sie ist Licht, aber nur in ihm, d.h. nur wenn sie vom ihm erleuchtet wird. 
Die Kirchenväter fanden das Verhältnis von Christus und der Kirche im Bild von Sonne und Mond. So sagt Augustinus:  „Die Kirche hat kein eigenes Licht, sondern wird vom eingeborenen Sohn Gottes, der an vielen Stellen der Heiligen Schrift Sonne genannt wird, erleuchtet“.
Der Mond ist in sich ist er nur Wüste, Sand, Gestein und völlig dunkel, aber er gibt das Licht weiter, das von der Sonne auf ihn fällt. So ist auch die Kirche in sich dunkel, aber sie empfängt von Christus Licht und kann so mit „geliehenem Licht“ selbst Licht sein. Wenn sie nicht anderes will als Medium des Lichtes Christi, kann sie im Dunkel der Welt Orientierung geben, wenn sie versucht, aus sich selbst heraus zu leuchten, ist sie dunkle Wüste.

02. Dezember 2023

„Selig, die Frieden stiften‟ (Mt 5,9). Wie stiftet man Frieden? Wie gelingt es uns, dort wo es Streit und Auseinandersetzungen gibt, nicht noch Öl ins Feuer gießen, sondern zum Frieden hinzuführen? Das ist eine existentielle Frage, denn überall - im privaten Leben, in der Kirche, in unserem Kloster, in der Gesellschaft - gibt es Unfriede, immer gibt es unter uns Menschen das Bestreben, uns von den anderen abzusetzen, etwas Besondere zu sein, nicht in der Menge aufzugehen. Das war schon in der frühen Kirche so, wie wir in den Paulusbriefen deutliche erkennen.
Nochmal: Wie stiftet man Frieden? Sicher nicht, indem man über alles eine fromme Soße kippt und das Falsche nicht mehr falsch nennt. Aber vielleicht indem man sich bemüht nach dem Gemeinsamen zu suchen, statt das Trennende solange zu betonen, bis ein Abgrund klafft, . Das ist nicht leicht, aber denen die Frieden stiften, gilt die Verheißung: „... denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ oder mit anderen Worten: Sie sind wirklich Christen.