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Blog von Schwester Christiana

24. März 2024

Bei meinem letzten Blog könnte man einwenden, dass Gott nichts anderes will, als mir zu geben, was ich brauche. Das ist richtig, Gott will mir alles geben, was ich brauche, die Frage ist nur, ob ich weiß, was ich brauche bzw. was gut für mich ist. Auf der vordergründigen Ebene ist es keineswegs so, dass meine Vorstellung, was mir gut täte und Gottes Vorstellung immer übereinstimmen. Auch Menschen, die wir heilig nennen bis hin zu Gottes eigenem Sohn können ein Lied davon singen, dass Gottes Wille oft fordernd, ja überfordernd, und völlig unverständlich ist. Mir geht das auch so und deshalb halte ich es für das Beste, einfach zu gehorchen, indem ich auf die Schrift und die Tradition der Kirche höre. 

21. März 2024

Passionszeit - Kartage - Osterliturgie... sehr reiche Gottesdienste, manchmal fast zu reiche... Aber müssen Gottesdienste nicht die, die an ihnen teilnehmen, überfordern, schließlich findet in ihnen die Begegnung mit dem lebendigen Gott statt? Still werden und zu sich selbst kommen, ist nicht schlecht, aber in sich noch kein Gottesdienst, ich tue eher mir selbst etwas Gutes. Ein Gottesdienst, der nicht zutiefst beunruhigt, ist verfehlt, oft sogar Götzendienst.
Wenn man einen Gottesdienst vorbereitet, besteht die Gefahr auf die zu schauen, die mitfeiern werden, und sich zu fragen, was sie sich wünschen, nicht aber was Gott will. Dasselbe auch bei eigenen Formen der Gottesverehrung, auch hier gibt es zwei mögliche Fragen: Was brauche ich? und: Was will Gott von mir?

18. März 2024

Es gibt in den Levitikushomilien des Origenes eine interessante Stelle, an der er darüber spricht, dass man das Fleisch der Opfertiere nicht bis zum anderen Tag aufheben soll (vgl. Lev 7,15). Origenes schließt die Mahnung an, den Menschen keine aufgewärmten Predigten vorzusetzen. Er schreibt:
„Hört her, all ihr Priester des Herrn und versteht besonders aufmerksam, was da gesagt wird. Das Fleisch, das den Priestern von den Opfern zuerkannt wird, ist das Wort Gottes, welches sie in der Kirche verkünden. Dabei werden sie... ermahnt, dass sie... nichts Gestriges vortragen, nichts Altes, das dem Buchstaben folgt, erzählen, sondern mit der Gnade Gottes immer Neues vortragen und immer eine geistige Deutung finden... Überall muss das, was zum Lob Gottes gehört – das bedeutet nämlich das Dankopfer -, neu und frisch sein, damit nicht etwa, wenn du Altes in der Kirche vorträgst, deine Lippen reden und dein Geist ohne Frucht ist“ (Origenes Levitikushomilien 5,8). Ich denke, diese Mahnung gilt nicht nur Priestern, sondern allen, die das Wort Gottes verkünden, es muss jeden Tag neu gehört und bedacht werden, wenn man Konserven hervorholt, wird man seiner Aufgabe nicht gerecht.

16. März 2024

Im heutigen Evangelium hat mich der letzte Satz: „Dann gingen alle nach Hause“ (Joh 7,53), am meisten getroffen. Denn genau darin besteht die Sünde: Ich erlebe täglich Wunder, ich höre ihn sprechen, von dem gilt: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen“ (Joh 7,46), aber dann gehe ich nach Hause und finde mein Abendessen, eine ausreichende Bettruhe, das interessante Buch oder irgend etwas anderes wichtiger, als sich weiter mit diesem Jesus zu beschäftigen. Ich fürchte, das Gericht wird nicht darin bestehen, dass Gott mir irgendwelche Einzelvergehen vorhält, sondern darin, dass er mir zeigt, wie oft er mir die Chance gegeben hat, seinen Sohn wirklich zu erkennen und zu lieben, und wie oft ich an dieser Chance achtlos vorbeigegangen bin.

25. Februar 2024

Ich bin bis zum 12. März verreist - bewußt ohne Computer - und werde daher in dieser Zeit in diesem Blog nichts schreiben.

20. Februar 2024

Es gibt so viele Menschen auf der Flucht, vergessen wir sie nicht in unserem Gebet , das ist wichtiger als vieles andere. Damit meine ich nicht nur die Flüchtlinge, die in unserem Land ankommen, sondern auch die vielen Menschen, die nirgends aufgenommen werden und immer weiter fliehen müssen.
In unserem Kloster haben wir in diesem Jahr im Gästegang keinen Kreuzweg aufgehängt, sondern einen Zyklus von Fluchtbildern, die meine Vorgängerin, Luitgardis Hecker, gemalt hat. Sie schreibt dazu:
Bitte seht uns an! 
Auch wenn wir kein Ansehen mehr haben. 
Damit wir wieder sehen lernen, denn unser Blick ist erloschen. 
Wir sind
*    Tränenblind vor Schrecken
*    Versteinert vor Entsetzen
*    Vertrieben vom Heimatboden
*    Zerschlagen vom Hass
Wir sind
*    Verloren im Unbegreiflichen
*    Untergegangen im Niemehrwieder
Bitte seht uns an! 
Dann können wir wieder Zukunft sehen!Gesichter in dem uralten unbehauenem Stein in unserem Klostergarten; Gesichter in Zeitungen, Fernsehen, Internet; Gesichter aus der eigenen Fluchtgeschichte als Kind, drängten zu dieser Gestaltung. So lange es Menschen gibt, werden sie auf der Flucht sein, vor anderen Menschen, vor sich selber, vor Naturgewalten, auch vor Gott. Und doch gibt es nur einen unverlierbaren Zufluchtsort für alle: „Wir werden geborgen sein im Schatten Seiner Flügel“ (vgl. Ps 36,8; 57,2).