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Blog von Schwester Christiana

16. April 2024

Immer wieder höre ich rhetorische Formeln wie: „Das kann doch im Ernst heute niemand mehr meinen...“- „Die Wissenschaft sagt uns, dass...“ Man kommt sich dumm und zurückgeblieben vor, wenn man trotzdem widerspricht.
Auch alles, was Papst Franziskus sagt, wird sofort zerpflückt, beurteilt und als zu leicht befunden. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich Texte, die aus Rom kommen, inzwischen sehr aufmerksam lese, was ich früher eher selten tat. Ich möchte nicht mehr auf die Beurteilungen, Meinungen und Kommentare anderer angewiesen sein. So hat mich die Erklärung „Fiducia supplicans“ über die pastorale Sinngebung von Segnungen sehr berührt. Wie liebevoll ist dieses Dokument und zugleich wie klar.

13. April 2024

Es wird viel über Freiheit geredet und Menschen wenden sich im Namen der Freiheit gegen die Kirche und gegen Gott. Aber was ist Freiheit? In der Natur gibt es so etwas wie Freiheit nicht (man komme mir jetzt nicht mit der Sache von Welle und Teilchen...), selbst spontan wirkendes Verhalten von Tieren ist instinktiv gesteuert und viele Forscher meinen, dasselbe gelte auch für uns Menschen. Freiheit ist ein Geschenk von oben. Gott ist frei und , wer sich ihm zuwendet, wird frei. Freiheit gehört wie Liebe zu den Wirklichkeiten, die nur im Glauben, d.h. im sich auf sie einlassen, erfahrbar sind.

11. April 2024

(zu Joh 21). Jesus fragt seine Jünger: „Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen?“ und schickt sie, als sie Nein antworten zum Fischen. Als sie dann mit einem reichen Fang zurückkommen, sehen sie, dass Fisch und Brot bereits vorhanden sind.  Trotzdem sagt Jesus: „Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!“

Was denn nun? Brauchst du unsere Fische oder nicht? Dieselbe Frage: Brauchst du unser Gebet, du weißt doch, was wir nötig haben. Brauchst du unsere Arbeit, du bist doch der Allmächtige? Brauchst du unsere Liebe, dir fehlt doch nichts? Alles Fragen, die Gottes Wirken auf derselben Ebene sehen wie unser eigenes und dann unwillkürlich denken: Entweder - Oder, entweder ich oder du. Das aber ist falsch, Gott ist der ganz Andere, der souverän wirkt, ohne unser Tun überflüssig zu machen. Auch das muss man glauben, in unserer Welt haben wir dafür kein Vorbild.

07. April 2024

Maria ist Mutter, Jungfrau, Königin. Sie ist auch im Himmel kein rein geistiges Wesen, sondern hat einen Leib, sie bleibt auch im Himmel eine Frau. An ihr sehen wir unsere eigene Zukunft: Obwohl wir im Himmel nicht mehr heiraten, werden wir unser Geschlecht nicht verlieren, es gehört zu dem, was wir Christen „Auferstehung des Leibes“ nennen.

05. April 2024

Gelesen: 
Manfred Deselaers, Die Wunde von Auschwitz berühren. Freiburg 2024. 
Ein weiteres Buch über Auschwitz? Nein, dieses Buch handelt nicht von den Schrecken der Konzentrationslager, sondern ist ein Buch über Frieden und Versöhnung. Manfred Deselaers, Priester des Bistums Aachen, arbeitet in einem Begegnungszentrum am Rande von Auschwitz. Warum tut jemand das? Die Antwort findet sich bereits im Vorwort: „Deshalb bleibe ich trotz allem bei meiner Hoffnung, dass das letzte Wort nicht der Macht des Bösen, des Egoismus, der Verachtung und Vernichtung gehört, sondern der Macht der Menschlichkeit, der Liebe. Getragen werde ich dabei auch von meinem biblischen Glauben an Gott, der diese Welt als gute erschaffen und seine Liebe zu uns nie zurückgezogen hat, selbst wenn er manchmal sein Angesicht verbirgt, weil er über uns weint“.
Ein Buch, das mich sehr berührt hat und mir viel gab.

01. April 2024

Christus ist auferstanden, er lebt. Diese überwältigende Botschaft wurde Maria Magdalena anvertraut, die als Auferstehungszeugin zu den Aposteln geschickt wurde. Maria Magdalena liebt Jesus und will ihm nahe sein. Sie hat ihn nicht leiblich empfangen wie die Gottesmutter, aber in ihrem Herzen hat er  Gestalt angenommen. Doch nun muss sie ihn, den kostbarsten Besitz ihres Herzens loslassen, ihn, den sie als den Lebendigen erkennt, darf sie nicht für sich behalten, sondern muss ihn an die anderen weitergeben.
Ein Vorausbild Maria Magdalenas haben wir im Alten Testament in der Braut des Hohenliedes. Von ihr heißt es: „Des Nachts suchte ich den, den meine Seele lieb gewonnen, ich suchte ihn und fand ihn nicht. Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze, ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Mich fanden die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt? Kaum war ich an ihnen vorüber, fand ich ihn, den meine Seele liebt“ (Hld 3,1-4). Maria Magdalena kommt mit den anderen Frauen zum Grab, um den toten Jesus zu suchen und findet ihn nicht. Statt dessen wird sie selbst von den Engeln gefunden, die ihr auf ihre Frage nach ihm nur antworten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5), was keine wirkliche Antwort ist. Doch Maria Magdalena lässt sich nicht abweisen, sie bleibt bei ihrer Suche. Als ihr Jesus erscheint, will sie ihn festhalten, aber er weist sie zurück mit den Worten: „Halte mich nicht fest!“ (Joh 20,17). Nicht festhalten und im stillen Kämmerlein für sich besitzen, ist der Auftrag der Kirche, sondern gehen und den anderen verkünden. Maria Magdalena wird zu den Aposteln geschickt, um ihnen die Auferstehungsbotschaft zu verkünden. Damit wird sie wie Hippolyt von Rom im 2. Jh. schreibt, zur „Apostelin der Apostel“ und zu einem Bild der Kirche, die die Aufgabe hat, allen Menschen die Frohe Botschaft zu bringen.